Frankreich, Mai 2023

Tag 22, 8. Mai 2023

Heute ein Tag Marke „tüchtig“.

Meine erste Radtour heuer, knapp über 50 Kilometer, alles tut weh. Dafür geht es dem Knie ein wenig besser, es mag Radfahren.Nebstbei habe ich zwei Großkunden betreut und eine Kooperation mit „Landvergnügen“ abgeschlossen, das freut mich ganz besonders.Die Radtour führt entlang des „Canal du Midi“, eines der größten künstlich angelegten Kanäle Frankreichs, nach Carcassone. Der Kanal selbst war das ehrgeizige Projekt, das Mittelmeer mit dem Atlantik zu verbinden, um es so zu ermöglichen, einfach direkt durch Frankreich zu schippern, anstatt den Umweg über Gibraltar nehmen zu müssen. HAMMER! Dieses Projekt wurde 1681 fertig gestellt! Befahrbar ist der Kanal noch immer, allerdings nicht mit den Frachtschiffen unserer Zeit, diese wären zu groß. Aber bei Touristen ist der Canal du Midi äußerst beliebt, sowohl zum Bootfahren als auch für Radtouren, 240 Kilometer, einmal quer durch Frankreich.

Die Burg und mittelalterliche Altstadt in Carcassonne sind beeindruckend, der Rest der Stadt schockierend. Es ist herabgekommen, verlassen, schmutzig und trist, viele Geschäfte haben zugesperrt, offenbar ist die Krise hier bereits stärker spürbar. Es scheint, dass der Touristenkitsch am ehesten überleben kann und darauf konzentriert man sich.

Den Campingplatz hier kann ich aber nur empfehlen. Selten so viel Ruhe erlebt! Und Nachtigallen!!!

Tag 23, 9. Mai 2023

Heute Fahrtag. Wir haben einiges vor uns. Nachdem das Wetter nun generell regnerisch udn kühl werden soll, ist’s auch egal, wohin man grade fährt, also entscheide ich mich für Bergerac als Zwischenstopp in Richtung Bretagne. Die haben, soweit ich mich erinnern kann, gutes Interent am Platz und das brauche ich in den kommenden beiden Tagen. Es stehen einige wichtige Calls an.

Die Fahrt zieht sich unglaublich. Es regnet wie aus Kübeln und mene einzigen Stops sind verschiedene Tankstops und einmal eine Bäckerei, die ein großzügiges Vordach hat (alte Tankstelle!!!), sodass man trockenen Fußes vom Auto bis in die Bäckerei gelangt. Dort natürlich: Ecclaires. Und dann weiter. Irgendwann am späten Nachmittag kommen wir in Bergerac an. Es regnet gerade nicht aber man sieht, dass es hier wohl den ganzen Tag geregnet hat. Ich suche einen Platz, den ich normalerweise nie wählen würde, aber hier sind keine Pfützen, sondern eine Schotterfläche und das könnte bei anhaltendem Regen sehr sinnvoll sein.

Tag 24, 10. Mai 2023

Als ich am Morgen besten Mutes zum Auto gehe, frisch geduscht und einsatzbereit, rutsche ich auf den Schlammmassen der Regennacht aus, lande im Gatsch und beleidige meine Hand richtig schlimm. Der Tag entwickelt sich also anders, als geplant. Anstatt frisch gewaschen und gestärkt ins erste Meeting zu gehen, werfe ich mal eine Maschine Wäsche in die Waschmaschine und verbinde meine Hand.

Der Trockner am Platz funktioniert nicht, was ich erst bemerke, als ich ihn das dritte Mal neu starte. Ist ja nicht so, dass man hier direkt neben dem Trockner steht, man muss immer extgra hingehen. Dann kommt mir ein ziemlich frustrierter Jakobspilger zu Hilfe, der feststellt, dass der Wasserbehälter des Trockners ausgeleert werden muss. Für die erste Ladung kommt seine Hilfe zu spät, die habe ich nun schon aufgehängt und sie scheint langsam zu trocknen. Bevor sie ganz trocken ist, fängt es aber leider wieder zu regnen an und ich packe alles ins Auto. Um es nach 10 Minuten wieder aufzuhängen und nach einer weiteren Stunde wieder abzunehmen. Und so weiter. Neben meinen Telefonaten, die ich aufgrund der Situation also im Pyjama absolviere, nehme ich die Wäsche gefühlt zehnmal ab und hänge sie wieder auf, dazwischen will Wanda raus und muss danach ebenfalls vom Schlamm befreit werden. Und so geht das bis zum Abend. Ja, auch so kann man seine Tage verbringen.

Irgendwann kommt die Sonne raus und ich beschließe, es sein zu lassen und spaziere nach Bergerac. Ich kenne das Städtchen schon, Wanda und ich waren 2017 schon einmal hier. Damals war Wanda ein Welpe und hat in der Dordogne schwimmen gelernt.

Tag 25, 11. Mai 2023

Heute also wirklich arbeiten. Die letzten Reste des gestrigen Waschvorganges werden weggepackt, dann kommt der nächste Regenguss. Es ist Aprilwetter! Regenguss, Sonnenschein, starker Regen, Sonnenmoment, Regenguss… und so weiter.

Zwischendrin mit Wanda nach draußen. Während sie versucht, eine Britin zu attackieren, weil diese mit dem Schuh am Schotter geraspelt hat, versucht ein deutscher Pensionist, mich in ein Gespräch zu verwickeln. Was mein Autokennzeichen bedeutet, dass er grade in Österreich war, dass die Österreicher das bessere Nahverkehrssystem haben, auch viel kostengünstiger, ansonsten aber alles zu teuer ist.

Wanda hat nun einen Franzosen im Visier, der schlampig geht, ihr Tick, auf Menschen loszugehen, die beim Gehen mit den Schuhen streifen, hat sich ausgeweitet. Ich bin überfordert, mir sind das zu viele Gespräche, zu viele Menschen und außerdem muss ich aufs Klo. Der anhaltende Regen macht irgendwie durchlässig.

Tag 26, 12. Mai

Heute geht es weiter. Wir haben einen straffen Tagesplan vor uns, knapp 360 Kilometer. das meiste davon Landstraße. Brvor wir losfahren, besuche ich noch den Markt am Dorfplatz oben, bereue, dass ich im Supermarkt Fisch für Wanda gekauft habe, denn der hier sieht viel besser aus, und kaufe auch gleich Mittagessen für mich. Zwei Thai bereiten köstliche Speisen zu, frisch aus dem Wok, dazu frische Frühlingsrollen. Ein Fest. Kaum sind wir auf der Straße, beginnt es zu regnen und ich bin glücklich, wieder auf die Kartenplanung umgeschwenkt zu haben. Die dauernd quatschende Routentante lenkt mich von meinem Hörbuch ab, einem sehr spannenden Kopenhagen Krimi.

Wir fahren auf kleinen Rue de Departement, auf der Rue National, auf Umfahrungsstraßen, alles ist wunderbar. BIS eine Baustelle kommt. Ich bin bald verloren, schalte die Routentante ein und stelle einmal mehr fest, dass sie einen IMMER vom Regen in die Traufe bringt. IMMER. Wie auch immer ich gefahren bin, es ist nicht mehr nachvollziehbar, letztlich haben wir für 360 Kilometer knapp sieben Stunden gebraucht und das hätte ich, mit Verlaub, sogar ohne Landkarte zustande gebracht. Wie auch immer, wir landen in Montjean sur Loire, direkt an der Loire. Es regnet und ich sage. Danke.

Kaum dass ich eingecheckt habe, fährt eine junge Dame mit einem Golfwagen kreuz und quer über den Campinglatz und will zur Abendanimation animieren. Ein Quizspiel, das sie mir mit Kräften auf Englisch zu erklären versucht. Ich sitze also wenig später mit sechs älteren Franzosen, die in zwei Teams aufgeteilt sind, in der Bar und spiele ein Quizspiel, von dem ich kaum ein Wort verstehe.

Ach, Leben.

Tag 27 und 28, 13. und 14. Mai

Klar Schiff machen. Endlich regnet es nicht mehr und die kommenden beiden Wochen scheinen ein stabiles Hoch zu bringen. Zeit also, hinauf in die Bretagne zu fahren! Vorher aber noch zwei Tage an der Loire. Wir fahren ein Stück am berühmten Loire Radweg, besuchen einen Kunstmarkt, auf dem ich vier bedruckte Taschentüchjer erwerbe, die nun als Abdeckung für den Motor meines neuen Schiebefensters dienen. Denn die Abdeckung, die war nicht in der Schachtel und ich habe dem besten aller Mechaniker versprechen müssen, mir was einfallen zu lassen.

Dazwischen versuche ich, meine Arbeit zu organisieren… zugegebenerweise habe ich mir wieder mal etwas viel vorgenommen mit dem Wunsch, meinen Roman hier fertig zu stellen, aber seit dem Warrior Camp achte ich mehr auf mich und bin entsprechend langsam. Immerhin, ich habe ja noch den ganzen Sommer Zeit. Der Roman sollte im Oktober fertig sein, denn im November schreibe ich dann meinen nächsten, im Zuge des „NaNoWriMo“. Diese weltweite Veranstaltung soll Autoren und Autorinnen dazu motivieren, in einem Monat mindestens 50.000 Wörter zu schreiben – die Erstfassung eines Romans. Ich gehe mit meinem Romance/Fantasie Projekt „Joseys Flucht“ an den Start.

Tag 29, 15. Mai

Heute geht es weiter, in die Bretagne. Und ratet mal. Ja, bei strömendem Regen. Unterwegs überrascht uns eine Gewitterfront und es wird richtig anstrengend zu fahren. Ich male mir in düsteren Bildern aus, wie das dann ist, wenn wir bei Regen und Schlamm irgendwo landen, heute Abend. 80.000 Kilometer Party am Tacho. Wie ich mittlerweile in Erfahrung gebracht habe, hat dieser Motor nun bereits mindestens seine dritte 80.000 Kilometer Party. Und bereits die zweite mit mir. Der Motor macht sich aber gut und ich freue mich immer, wenn wir fahren und alles passt. Halte noch durch bis zum Winter, lieber Motor, dann wirst Du wie neu.

Nach sechs Stunden Fahjrt für 300 Kilometer sind wir da. In Kerascoet, einem winzig kleinen Dorf in der Bretagne. Hier habe ich vergangenen Mai bei einer Radltour einen wunderbaren kleinen Campingplatz entdeckt, den ich auf meine Liste geschrieben habe. Und hier sind wir jetzt. Nachdem es erst um halb elf finster wird, können wir heute noch eine Wanderung machen, hinunter an den Strand, wo es ein herrliches Cafè gibt. Für Vegetarirer steht nicht viel auf der Karte, die Spezialität dort sind Muscheln, aber es gibt einen Salat. Wie in den 90ern 😉

Tag 30, 16. Mai

Heute mal Wäsche waschen, Dinge ordnen, alles wieder auf Vordermann bringen. Hier ist es warm und trocken, ich kann die Stühle über nach draußen stehen lassen und auch draußen arbeiten, einfach ein Genuss.

Am Nachmittag wandern wir nach getaner Arbeit an den „Plage Tahiti“, ein ewig weißer Sandstrand, der aussieht wie in der Karibik. Wanda flippt aus, sie mag den festen Sand und rennt und rennt und rennt.

Tag 31, 17. Mai

Heute habe ich einen mega tüchtigen Tag geplant. Der Tag beginnt mit einem Meeting um 2 Uhr früh, dann der Versuch, noch einmal zu schlafen, am Vormittag geht es weiter. Auch wenn ich auf Reisen versuche, wenige Kundengespräche zu führen, manchmal muss es ja doch sein und dann packe ich die möglichst an einen Tag. Das ist zwar anstrengend, doch dafür ist an anderen Tagen dann Ruhe. Nach meinem ersten Telefonat kommt eine neue Camperin an, parkt sich mir gegenüber und beginnt, Wäsche zu waschen. Ich denke mir noch, komisch, der ganze Platz ist fast leer, aber sie muss sich da jetzt zu mir stellen. Wo ich mich doch extra ganz ans Ende gestellt habe, damit nicht so viele Menschen bei uns vorbeigehen und Wanda sich ein wenig beruhigt. Seit dem Warrior Camp hat sie noch mehr Revierallüren als zuvor.

Egal, ich führe meine Telefonate. Mit London. Dann stapft die Frau plötzlich rüber, unterbricht mich DREIMAL, in gebrochenem Englisch und dann Deutsch, um mir zu erklären, dass ich zu laut telefoniere! Daneben London am Telefon, daneben rastet Wanda aus. Ich so platt, dass ich nichts sagen kann. Das zipft mich ziemlich an. Die Frau stört mich empfindlich. Hoffentlich ist sie morgen weg. Ich zwinge mich, weiterzuarbeiten und am Abend fahren wir mit dem Radl zu einem wunderbaren Aussichtspunkt.

Tag 32, 18. Mai

Heute alles gemütlich angehen, ich habe nämlich wieder mal verschlafen. Was mir zu Hause nicht mehr gelingt, dieses Reinschlafen in den Tag, ist unterwegs an der Tagesordnung. Ja, ok, wir hatten Meditationsabend bis halb elf, aber danach war ich sofort im Land der Träume. Und wache heute um halb elf auf! 12 Stunden! Einfach super. Ich sehe also zu, dass ich mein tägliches Romanpensum erfülle und dann noch duschen sause und Wanda füttere, bis zum ersten Meeting. Dort erfahre ich dann, dass in Österreich Feiertag ist und ich wundere mich jetzt schon, ob das in Frankeich auch so ist. Weil ich ja heute nach Pont Aven radeln wollte, um dort ein wenig einzukaufen. In einem Geschäft, das ich letztes Jahr entdeckt und liebgewonnen habe. Soviel gleich vorweg. Auch in Frankreich Feiertag, Geschäfte aber offen 😉

Tag 33, 19. Mai

Der letzte Tag in Kerascoet. Heute habe ich meine Route für die Heimreise festgelegt. Mal sehen, ob die hält 😉 Es ist auf jeden Fall eine tröstliche Route, die das Heimkommen einfacher macht. Ach herje. Wohin soll das noch führen, mit dieser Zigeunerseele. Heute zum Abschluss: Niedrigwasser bestaunen, Sachen packen, die Geheimnisse eines Gaskochers, der plötzlich nicht mehr funktionieren will, ergründen. Am Abend: Weißwein zum Abschied.

Tag 34, 20. Mai

Wie einzigartig wunderbar, ich bin wieder in Landeda! Dieses kleine Dörfchen am Ende der Welt hat mich letztes Jahr schon so fasziniert, dass ich nicht mehr abreisen wollte. Und jetzt bin ich wieder hier. Der Tag hat wunderbar begonnen, wir waren am Markt einkaufen, sind dann zwei Stunden in Richtung Norden getingelt, und jetzt sind wir da. Carissima lacht, ich auch. Und Wanda verbellt Franzosenkinder. Wenn das Wochenende vorbei ist, sind die alle wieder in der Schule und dann wird auch Wanda zur Ruhe kommen 😉

Tag 35 und 36, 21. Mai bis 22. Mai

Wie erwartet. Nach dem Wochenende wird es still am Platz. Hatte ich mich am Samstag noch in eine Lücke gezwängt, so stehe ich nun plötzlich allein auf einer großen Wiese und ein klein wenig erinnert mich das an unsere Schottlandreise 2018. Ewig scheint das her zu sein. Inzwischen ist Großbritannien nicht mehr bei der EU, das Ein- und Ausreisen mit Hund ist nicht mehr so einfach und ich bin froh, dass ich mir damals diese lange Reise gegönnt habe. Jetzt sind wir am Ende der Welt aus französischer Sicht und je nachdem, in welche Richtung man schaut, wenn man am Meer sitzt, dann ist da draußen, am anderen Ende des Wassers, entweder Amerika oder Großbritannien. Wir können also zumindest rüberschauen.

Tag 37, 23. Mai

Wanda hat sich an der Pfote verletzt und offenbar ist Salz oder Sand in die Wunde gekommen. Jetzt also mal kein Strand und kein Meer, sondern Ruhe geben und aufpassen. Erst die Pfote noch verbinden, dann in der Apotheke einen guten Wundspray geholt. Ich hoffe, der passt und gebe uns mal zwei weitere Tage unter Beobachtung. Wenn es dann nicht besser wird, müssen wir zum Tierarzt.

Heute also statt Strand Arbeit und dann Kochkurs. Wir machen Crepes mit Lachs und dazu gibt es Cidre, bis alle Teilnehmer*innen betrunken sind. War lustig!

Tag 38 bis Tag 40

Wandas Pfote erholt sich langsam, ich schränke aber die Strandspaziergänge stark ein. Ist halt mehr Zeit zum Arbeiten, auch gut. Am Freitag, meinem letzten Tag in Landeda, gibt es ein Konzert am Platz. Die Campingplatzbetreiber hier sind sehr aktiv, aber nicht im Sinne der Daueranimation. Es gibt mindestens eine Veranstaltung pro Woche, entweder gemeinsam kochen, aber auch andere Dinge, und ein Konzert. Immer am Freitag.

Diese Gegend hat mich wirklich gepackt. Es war letztes Jahr schon sehr schwierig, hier wieder aufzubrechen, diesmal ist es genauso. Es passiert nicht viel hier, am Ende der Welt. Und vielleicht ist es genau das, was ich so brauche und oftmals so vermisse. Dass einfach NICHTS passiert. Der Wind kachelt landabwärts, mit 50 km/h Spitzen, die Sonne scheint und unten am Strand gibt es Ecken, die sind windsicher und dort wird es schön warm. Mehr gibt es nicht zu berichten. Außer, dass wir am Donnerstag auf eine Pizza gegangen sind, weil der Wind zu stark zum Kochen war.

Und dann Freitag: Konzert. Die Dame, die diesmal zu Gast ist, spielt Ziehharmonika, Gitarre und Schlagzeug und macht große Show. Es ist unglaublich lustig, sie spielt alte Disko Hits auf der Ziehharmonika und zum Schluss tanzen alle. Man darf sich auch was wünschen, natürlich wünsche ich mir „Hotel California“. Und werde prompt auf die Bühne geholt. Mir taugt’s ohne Ende, obwohl ich merke, dass ich lange nicht gesungen habe. Was mich aber am allermeisten freut, ist, dass danach ein Ehepaar auf mich zukommt und mir sagt, dass ich eine tolle Stimme habe. Und dass ich mir auf ihr Urteil was einbilden kann, denn sie singen beide seit über 30 Jahren in einem Gospel Chor. Passt. Bilde ich mir gerne was ein.

Tag 41, 27. Mai

Ich brauche ewig zum Zusammenpacken und merke, dass ich sowas von nicht abreisen will. Es ist mir zum Heulen. Es tut weh. Ich mag hierbleiben. Zwischendrin reden mich immer mehr Menschen an auf meinen „Auftritt“ gestern, auf meine Stimme. Ich schwanke zwischen unbändiger Freude und einfach nur Heulen. Auch Huibert, der Campingplatzchef, spricht mich darauf an – und er selbst singt WIRKLICH gut. Ich habe schon einige französische chansons von ihm gehört. Ach verdammt. Jetzt geht es los. Nicht weit. Einfach nur 120 Kilometer nordöstlich, nach Perros Guirec. Der Stadt, in der mein zweiter Roman beginnt, an dem ich fleißig weiterschreibe. Ich muss hier einiges recherchieren und auch erfühlen. Damit mein Held „Frank“ ein wenig mehr Geschichten zu erzählen hat.

Während der Fahrt träume ich vor mich hin, verfahre mich kräftig, trotz guter Planung, und lande dann nach drei Stunden in Perros Guirec. Den Campingplatz dort, an dem meine Geschichte mit Frank beginnt, finde ich auf Anhieb und rumple auch gleich vor lauter Freude kräftig über eine Gehsteigkante. Mir tut das Quietschen in der Seele weh, aber zum Glück hat der Reifen nichts abbekommen, also zumindest nicht auf den ersten Blick. Nachdem ich einen schönen Platz gefunden habe, bleibt mir genau noch eine Stunde, bevor mein Zoom Training beginnt. Heute und Morgen, jeweils sechs Stunden.

Nach dem Training ist es bereits nach 22 Uhr und immer noch hell. Die Dämmerung hat gerade erst eingesetzt. Wanda und ich spazieren in die Stadt, wo sie mich aufgrund der Temperatur bald in eine Cocktailbar zerrt. Wunderbar. So soll das sein.

Tag 42 und 43, 28. und 29. Mai

Der Sonntag beginnt sonnig, aber extrem kalt. Kalter Wind stürmt aufs Meer hinaus. Ich versuche, am Vormittag zu arbeitn und brauche tatsächlich die Standheizung, weil ich sonst friere! Ich muss mich, was die Arbeit angeht, extrem zwingen. Habe seit Wochen keine Lust, würde viel lieber den ganzen Tag an meinem Roman weiterschreiben, die Geschichte von Frank weiterspinnen.Hinzu kommt, dass sich in den sehr intensiven Trainings, die ich gerade mache, alles um Kreativität dreht und das ist nicht wirklich hilfreich, wenn man gerade unkreative Arbeit erledigen soll.

Immerhin, hier am Platz ist es einfach zauberhaft. Ich stehe zwischen alten, efeubewachsenen Bäumen und Sträuchern und die Einfahrt zum Campingplatz sieht aus, wie ein Bauernhof. Am Platz wachsen riesige Blumen, die ich nicht kenne und es duftet nach Sommer. Am Montag lässt der Wind nach und Wanda und ich spazieren in den Ort, ich möchte gerne Pizza. essen. Offenbar hat hier aber am Pfingstmontag alles zu und so landen wir wieder bei einem Bier am Hafen.

Tag 44, 30. Mai

Am Morgen wache ich von komischen Geräuschen auf und erst, nachdem ich zusammengepackt habe, stelle ich fest, was das war. Auf dem Baum dürften Riesenvögel genächtigt haben, die alle auf Carissimas Dach gekackt haben. Sie seufzt. Die Bäume! Sagt sie. Du parkst einfach immer unter den falschen Bäumen! Falsch oder richtig, wie auch immer, wir müssen Waschen fahren, denn der frische Lack mag Vogelkacke überhaupt nicht. Und so dauert es heute eine gefühlte Ewigkeit, bis wir on the road sind. Einkaufen, Waschen, Tanken… und irgendwann sind wir dann unterwegs nach Le Mont Saint Michel.

Nachdem wir später als geplant weg gekommen sind, wird es im Auto bald heißer als geplant und in Mont Saint Michel, wo ich ja diesmal direkt an dem Berg campen wollte, um schöne Abendfotos zu machen, kreise ich dann dreimal in den äußerst verwirrenden Parkaneisungen über die diversen Parkplätze. Mir reicht das relativ schnell, ich finde die blöde Einfahrt zum Campingplatz einfach nicht. Also beschließe ich kurzerhand, zu dem 10 Kilometer entfernten Campingplatz zu fahren, auf dem wir letztes Jahr schon waren und das ist gut – denn dort ist der Wind nicht so stark und gutes Internet gibt es auch. Und als dann die Sonne untergeht, radeln wir zu der sehenswürdigen Festung.

Tag 45, 31. Mai

Heute einfach Pause.

Und hier geht es weiter.

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