Spanien, April 2023

Erstmal putzen und abfahrbereit machen. Das ist diesmal richtig viel Aufwand, nach der winterlichen Restauration. Während der beste aller Mechaniker noch zusammenbaut und alles wieder zum Laufen bringt, schlichte ich zu Hause alle Sachen, die ich gedenke mitzunehmen, ins Gästezimmer und bin wieder mal überwältigt von den vielen Sachen. Daneben läuft „It’s all over now, Baby Blue“ von Van Morrison. Guter sound.

10. April – Tag sieben vor der geplanten Abfahrt

Der beste aller Automechaniker sagt, wir schaffen das. Jo, wir schaffen das. Heute also ein kompletter Werkstatttag. Mal sehen, wie weit wir kommen und ob ich danach noch in der Lage bin, den Computer anzuwerfen.

16. April, Tag eins vor der Abfahrt

Wie zu erwarten war ich die gesamte Woche nicht in der Lage, auch noch ein einziges Wort kreativ zu schreiben 😉

Die Tage liefen in etwa so ab: 6.30 aufstehen, Mittagessen vorbereiten, Kaffee, Wanda spazieren, ab ins Auto, eine Stunde fahren, ganzen Tag in der Werkstatt, 21.00 Uhr nach Hause, heißes Bad, versuchen, noch was zu arbeiten, das dringend ansteht, Bett.

Dazwischen, wohlgemerkt, haben wir gemeinsam geflucht und gelacht, gestaunt und ich für mich geweint.

Geflucht, weil das Radlager tauschen bei einem T3 wesentlich zeitaufwändiger ist als bei einem T2.

Gelacht, weil Du irgendwann nur noch lachen kannst.

Gestaunt über Insekten, die irgendwo aus den Tiefen des Blechs auftauchten, und das nach Schleifen, Schweißen, Grundieren und Lackieren.

Geweint habe ich ein bisschen am Abend, weil mir alles so weh tut.

ABER: Wir haben es geschafft! La Carissima ist abreisebereit, hat das Pickerl, es fehlen noch die Spritzdüsen für die Scheibenwaschanlage, die aus dem Ersatzteilpaket verschwunden waren und die ich mit tatkräftiger Unterstützung noch Freitagabend besorgen konnte, die Ölkontrollleuchte leuchtet plötzlich auf, was an den neuen Hydrostößeln liegen könnte, die gestern eingebaut wurden und der Motor riecht anders als sonst, was ebenfalls daran liegen könnte. Ich treffe mich also heute, wenn ich fertig eingepackt habe, noch einmal mit dem besten Mechaniker der Welt, um das zu besprechen. Ob es dann morgen wirklich losgeht, liegt an seiner Antwort. Hier aber nun die estimated route:

17. April 2023

Der Tag der Abreise!

Gestaltet sich wie alle Tage von Abreisen: Es sind noch so viele Kleinigkeiten zu machen, dass vom Tag fast nichts übrig bleibt. Diese wären: Fertig einpacken, Haare schneiden (DANKE FREDI!), den ersten Pecker im neuen Lack ausbessern (was dazu führte, dass mehr Lack auf meinen Händen war als sonstwo, die Gartenmauer nun auch Carissima Blau ist und ich mit Nagellackentferner Hände waschen musste), den RAdlträger montieren (wobei ich feststellte, dass eine Schraube der Nummerntafelhalterung fehlt und diese außerdem beschädigt scheint), noch rasch bei archäus.com vorbeischauen, mein Magenmittel holen (das MEGA hilft), ÖAMTC aufsuchen und ACSI Buch sowie neue Nummertafelhalterung besorgen, bei den Eltern vorbeischauen und baba sagen, zum besten Mechaniker der Welt fahren und dort. Erstmal durchatmen. Feststellen, dass die Halterung nicht kaputt ist und diese mit einer neuen Schraube korrekt montieren. Die Düsen der Scheibenwischanlage montieren. Kiste Bier abgeben. BAAAAAAAAAAABAAAAAAAAAAAAAA sagen. Losfahren.

18. April

Ich stelle fest, dass ich den Reserveschlüssel endgültig verloren habe. Er ist auch nicht in Tirol, das war meine letzte Hoffnung. Nach einigem Herumtelefoniere finde ich einen Schlüsseldienst, der mir den Schlüssel am Nachmittag nachmachen kann. Ich beschließe also, heute noch hier zu bleiben und morgen dann in Richtung Süden zu starten. Stress weg, so lautet die Devise.

Der Schlüsselmann ist sehr unglücklich, dass ich erst kurz vor Geschäftsschluss komme, aber das ging nicht anders, denn um 17.00 Uhr hatte ich noch ein Interview. Auf das ich fast vergessen hätte, wohlgemerkt. Der Schlüsselmann erklärt sich dann aber doch für ein Foto bereit, mit funkelnagelneuem Carissima Schlüssel, und findet das ziemlich cool.

19. April

Carissima hat über Nacht sieben Tropfen Öl verloren und ich beschließe,

erstens nicht hysterisch zu werden und

zweitens einen Karton mitzunehmen, zum Unterlegen. Könnte ja nochmal vorkommen.

Das Abfahren zieht sich rechtschaffen, erst ein sehr unbefriedigendes Morgenmeeting, das mir Magenschmerzen verursacht, dann – für alle, die Harry Potter gelesen haben – ein fürchterliches Alraunen Geschrei. Ja, da ist es wieder, das blöde Gefühl, dass das ja doch alles keinen Sinn ergibt, wozu sollte man sich denn bittesehr überhaupt aus seiner Wohnung weg bewegen, geschweige denn aus seinem Tal, geschweige denn aus seinem Land. Tausend Gedanken. Wir fahren los. Carissima zeigt sich hocherfreut über die neuen Hydrostößel und Vwt gemütlich vor sich hin. Der Verkehr ist abartig. Stau am Brenner, Stau vor Sterzing, Stau vor Bozen. Stau am Gardasee. Die blöde Routentante schickt mich von der Autobahn runter, weil sie denkt, dass das besser ist. Ich Trottel folge ihr auch noch, kapiere aber rasch, dass das noch langsamer geht und fahre wieder auf die Autobahn. Kurz, nachdem ich mich das zweite Mal von der Routentante habe verarschen lassen und nahe dran bin, sie aus dem Fenster zu werfen, ruft eine Londoner Nummer an. Es ist Success Ressources. Wegen der Veranstaltung, auf die wir fahren, in Girona. Von mir fehlt immer noch die Buchung für das Flughafen Shuttle, meint die nette Dame. Während ich mich grad zusammenreiße nicht laut zu schreien, wegen der Routentante, erkläre ich ihr, dass ich mit dem Auto komme. Sie meint, ob ich mir ab dem Airport ein Leihauto nehme. Ich sage nein, dass ich von Österreich mit dem Auto komme und in ebendiesen grade sitze, weil ich noch 1.200 Kilometer vor mir habe. Die Dame ist völlig aus dem Häuschen. Ob ich allein reise. Ja, sage ich. Sie ist noch mehr aus dem Häuschen. Ich frage sie, wie alt sie ist, 21. Ich erkläre ihr, dass ich 55 bin, diese Art des Reisens seit zehn Jahren betreibe und dass das das beste ist, was man machen kann. Sie soll das auch machen. Und dann können wir endlich das Gespräch beenden.

Es ist warm geworden! Draußen hat es über 20 Grad, im Auto wird es kuschelwarm, ich bin zu warm angezogen und nach dem nächsten Stop sitze ich im Unterhemd, mit hochgekrempelter Hose und barfuß im Auto. Besser.

Nach dem zweiten Kaffeestopp gibt Wanda w.o., sie hat keine Lust mehr, auf stinkigen Autoraststätten pipi zu machen und verzieht sich in ihren Rucksack. Ich nutze die Gunst der Stunde und mache heute noch ein paar Kilometer mehr. Nach 466 Kilometern landen wir in Garbagna, das war das maximale Wunschziel für heute. Dass mich die Routentante dann noch über Bonanzastrecken 30 Kilometer durch die Gegend schickt, konnte ich nicht ahnen. Die Straßen sind in einem erbärmlichen Zustand und die permantenten Hinweise, man möge in den Dorfdurchfahrten 30 fahren, erübrigen sich, weils eh nicht schneller geht. Ich zweifle sehr an der Routentante, aber letztlich leitet sie uns dann tatsächlich auf einen superhübschen, versteckten Waldcampingplatz und der Betreiber ist sehr nett. Er meint, wir machen alles morgen. Ich soll mich einfach irgendwo hinstellen und gut Und das ist wirklich gut, nach acht Stunden im Auto. Das Tolle: Mit der Strecke heute habe ich einen Tag gut gemacht, wenn wir es morgen an die Cote d’Azur schaffen, kann ich dort einen Tag Zwischenstopp machen und das ist mega.

PS. Heute exakt um 18.27 Uhr haben wir den 45. Breitengrad passiert.

Tag 4, 20. April 2023

Am Morgen nieselt es und ich warte mit dem Zusammenpacken und Losfahren, bis es aufgehört hat. Bin um 9.00 Uhr on the road. Ich mag es hier, die Gegend ist gottverlassen und das gefällt mir. Nach den vielen Kilometern gestern ist heute alles piano, zumindest noch am Morgen. Mein Wunschziel für heute ist Cavalaire sur Mer. Wenn wir das schaffen, habe ich einen Tag wett gemacht und wir können zwei Tage bleiben und ein wenig erholen. Das klingt mehr als verlockend für mich. 370 Kilomeer wären das dann und die Routentante sagt, dass wir das in fünf Stunden haben. Ich wäre also am frühen Nachmittag da.

Die Autobahn nach Genua ist die schrillste Autobahn, auf der ich jemals gefahren bin. Viele Kurven, viele Steigungen, enge Kurven, meist eine 60 km/h Beschränkung. Atemberaubend. Durch Genua fühlt es sich an wie durch Neapel. Man fährt auf Augenhöhe von Kirchtürmen und Wohnhäusern, könnte den Menschen direkt auf den Frühstückstisch schauen, wenn sie nicht alle die Jalousien zuhätten. Was ich mehr als gut verstehe. Ich komme aus dem Schauen kaum mehr heraus. Nach Genua dann eine Baustelle nach der anderen, ein Stau nach dem anderen. Ich mag Stau nicht, weil Carissima dann immer warm wird. Ich finde Stau an sich schon schlimm, viel schlimmer aber noch, wenn es draußen warm ist, viel schlimmer noch, wenn es draußen warm ist und wir auf der Autobahn sind und viel, viel schlimmer noch, wenn es draußen warm ist, wir auf der Autobahn sind und dann auch noch in einem Tunnel. Ich sitze wieder mal barfuß im Auto, die Heizung läuift auf vollen Touren, das Fenster ist offen und die schlechte Luft ist riechbar. Kurz vor Finale Ligure schmeiße ich die Nerven weg und fahre ab. Die Strecke ist wunderbar, es ist die Aurelia, die Staatsstraße No.1, die ich im Herbst 2015 von der Grenze zu Frankreich bis Rom gefahren bin.

Carissima kühlt aus, wir bewegen uns sicher nicht schneller als auf der Autobahn, über die kurvenreiche Küstenstraße, aber es tut gut. Bis wir auch dort im Stau landen, kurz nach Imperia. Nach 20 Minuten Stop and Go bergauf ist Carissima wieder heiß, ich finde einen Platz zum Wenden, drehe um und fahre zurück nach Imperia, zurück auf die vermaledeite Autobahn. Dann endlich Frankreich. Ich weiß, dass die Autobahn ab dort vierspurig ist und vermutlich nicht so staugefährdet. So ist es dann auch, es geht weiter, vorbei an Nizza und Cannes, wir halten an einer Autobahnraststätte und mittlerweile bin ich so müde, dass ich am liebsten einfach dort stehengeblieben wäre. Aber die Routentante verspricht, dass es nun nur noch eineinhalb Stunden sind und ich halte durch.

Irgendwann zwischen vier und fünf Uhr am Nachmittag haben wir es tatsächlich geschafft! Ich kann es kaum glauben, vorbei an Saint Tropez die Strecke zu fahren, die Tobias und ich vor einem Jahr mit dem Fahrrad bewältigt haben. Ich freue mich. Plumpse auf dem Campingplatz in eine mir vorgeschlagene Lücke und beginne mit den wichtigen Ankunftsroutinen. Wanda Gassi führen. Futter geben. Karton unter Carissima legen, fünf Tropfen Öl mehr. Vorhänge vorbereiten, für später, denn da finde ich dann sicher nichts mehr, wenn es dunkel ist. Strom anhängen, Müllsack vorbereiten, Tee trinken und dann endlich ans Meer. Wanda rennt los, sie scheint sich zu erinnern, rennt im Sand und fängt Blätter.

Dann Pizza und ein goßes Bier für mich, in der Campingbar, in die wir es beim letzten Mal nie geschafft haben. Und dann falle ich um kurz nach acht ins Bett und schlafe elf Stunden durch.

Tag 5, 21. April 2023

Herrlich. Ein Tag, um Carissima nun endlich fertig einzuräumen und all die Taschen und Sackerl loszuwerden, die noch irgendwo herum gestanden sind. Man konnte nicht einmal vernünftig einsteigen, so vollgeräumt war alles! Heute also Sensation: SO sortiert war ich am 5. Tag der Reise noch nie. Entgegen aller inneren Widerstände arbeite ich den Nachmittag durch und fühle mich dann großartig, so habe ich mich für morgen frei gespielt. Morgen haben wir nur noch 166 Kilometer vor uns, mal sehen, wie lange wir dafür brauchen 😉

Langsam beginne ich zu begreifen, was wir in den vergangenen Wochen geschafft haben, Marco, Ludwig, Wanda und ich. Langsam sickert durch, wie viele wunderbare Helfer und Helferinnen ich hatte, um durchzuhalten. Langsam kommt bei mir an, dass Carissima in einem besseren Zustand ist als jemals zuvor und ja, dass eine Motorrestauration ansteht, wir aber JEZT erst mal einfach happy unterwegs sind. Langsam komme ich in Reisemodus und das tut gut. Morgen geht es weiter… und ich werde berichten!

Tag 6, 22. April 2023

Aus dem Buch „Strange Erlebnisse, Teil 1“.

Neben mir parkt ein Wohnmobil mit dem Kennzeichen HI OB 3307. Ich muss das natürlich nachschlagen.

Das Buch HIOB 33 gibt es tatsächlich!

Vers 7: „Siehe, du brauchst vor mir nicht zu erschrecken, und mein Drängen soll nicht auf dir lasten.“

Ein spannender Tagesbeginn, würde ich mal meinen.

Und sonst: WOW. Carissima läuft, Wanda und ich sind tapfer und wenn alles so weitergeht wie bisher, werden wir on time in Spanien ankommen, ja besser noch, sogar die von mir gewünschten zwei Tage zum Eingewöhnen haben. Wanda also ans Wetter, mich an die Tatsache, dass ich dann ein paar Tage ohne sie sein muss. Außerdem möchte ich die von mir erstandenen Manner Wafferl, die ich für Robert und Aaron besorgt habe, aus meinem Kühlschrank haben, damit da wieder was Vernünftiges, also Weißwein, Platz hat.

Heute also von der Cote d’Azur in die Provence, sogar die Camargue streifen wir. Es ist sehr warm und immer wieder denke ich daran, dass ich ja eigentlich noch auf einem Markt Halt machen wollte und einen Stoff für das neue Dachfenster kaufen wollte. Irgendwie schaffe ich das aber heute nicht. Weil ich uns nicht mehr so hetzen wollte, gibt es heute Autobahn nur zum Umfahren großer Städte wie Marseille, der Rest Bundesstraße oder Landesstraßen. Und auch, wenn ich mit der Garmin Routentante seit drei Jahren arbeite – heute scheint mir der erste Tag zu sein, an dem ich sie ein klein wenig besser verstehe. Sie bringt uns tatsächlich ans Ziel, ohne dass ich drei Morrdrohungen in mindestens sechs Sprachen in die Landschaft gerufen habe.

Auch unser heutiges Ziel erreichen wir, ich wollte bis Montpellier kommen, damit wir morgen nur noch 300 Kilometer haben. Dann sind wir in Tossa de Mar und habe ein wenig Zeit, also genau genommen zwei Tage. Ich möchte auch noch ein wenig arbeiten und den Monatsabschluss für meine Kunden machen, denn das Seminar ist ja erst am 1. Mai vorbei. Heute war noch richtig schön gegen Ende des Tages, auch wenn ich schon sehr erschöpft war: Wir haben Flamingos gesehen, und weiße Pferde. Ich denke viel an die vergangenen Motorradtouren in die Camargue.

Den Blues habe ich gegen Nachmittag an einer Bushaltestelle kurz vor Arles gesehen. Er sah gut aus und hat mich angegrinst. Irgendwie fein zu wissen, dass er da ist, irgendwo da draußen, und anderen Leuten das Leben schwer macht.

Tag 7, 23. April 2023

Oh wow. Es war wieder ein langer Tag! Auch wenn es nur 305 Kilometer sind, auch wenn die Routentante drei Stunden veranschlagt, wenn man so wie ich über weite Strecken die kleinen Straßen wählt, dann wird es doch ein wenig länger. Nach sechs Stunden sind wir am Ziel – Tossa de Mar. Spanien hat mich gleich nach der Grenze ganz wunderbar begrüßt, auf einer Tankstelle plaudere ich meine ersten Worte auf Spanisch, bin überrascht, wieviel da sofort wieder aufwacht, immerhin habe ich während des Lockdowns ein ganzes Jahr versucht, Spanisch zu lernen.

Der junge Mann meint, mein Spanisch sei super und ich solle gaaaaaaaanz viel sprechen, dann wird das von selbst. Keine Scheu!

In Tossa de Mar bin ich etwas enttäuscht. Der Campingplatz, den ich aufgrund von Empfehlungen gewählt habe, ist richtig weiß außerhalb, zu erreichen über eine enge, steile Straße. auf der ich mit dem Fahrrad nie und nimmer zurück in den Ort fahren möchte. Außerdem ist der Platz einfach RIESIG. Ich bin aber viel zu müde, um noch weiter darüber nachzudenken und mich neu zu orientieren. Ich suche lange nach einem Platz, der mir zusagt und parke mich dann neben einen Camper aus Belgien. die beiden alten Kerle, die den Camper bewohnen, sind extrem bemüht und erklären mir im Stundentakt Dinge, angefangen von welchen Stecker ich für den Strom brauche bis zu wie das Wetter morgen wird. Offenbar habe ich grad wieder meinen hilflosen Ausdruck 😉

Zum Sonnenuntergang – 22 Grad, leichte Brise – wandern Wanda und ich den steilen Waldweg hinunter zum Strand, es ist atembaraubend!

Tag 8, 24. April 2023

Heute mal wieder………..ahhhhhhhhhhh. Ich dachte, ich geh mal am Vormittag in den Ort, da gibt es einen Waldweg hin… NAJA! Der Weg ist extrem steil, es ist zu heiß, ich schwitze ohne Ende, finde mich overdressed im warmen Sinne, komme in Tossa an und gehe sofort shoppen. Kurze Hose, langärmliges Shirt, Hundeshampoo. Am Heimweg bereue ich jedes Gramm zu viel, doch werde ich glücklicherweise abgelenkt von einer Amerikanerin, die einen Teil des Weges mit mir geht. Sie lebt in Paris, macht hier Urlaub mit ihren Söhnen, geht jeden Tag wandern und heute wandert sie eben in meine Richtung. Wir plaudern über den Brexit (so stupid!), über die Corona Krise, über Chihuahuas und andere Hunde und über Tossa de Mar.

Jetzt höre ich den Literatur Podcast des NDR und freue mich auf einen literarischen Schlaf 😉

Tag 10 bis 14, 30. April 2023

Enlightened Warrior Camp.

Nachdem wir schwören mussten, nichts vom Camp öffentlich zu verraten, sage ich nicht viel. Es war toll. Es war anstrengend. Ich habe festgestellt, dass ich mir von niemandem vorschreiben lasse, auf Kaffee zu verzichten. Ich habe festgestellt, dass ich immer noch stärker bin, als ich glaube.Und dass es mir egal ist, ob jemand versteht, was ich meine.

Tag 15, 1. Mai 2023

Leicht angeschlagen komme ich aus dem Enlighted Warrior Camp zurück. Ja, ich bin nun offizielle ein Enlighted Warrior. Mit einem geschwollenen Knie, zerstochenen Armen von den vielen Moskitos und einer leichten Verkühlung. Ich verbringe den Tag damit, wieder Ordnung in meine Sachen zu bringen, die viele verschwitzte Kleidung zu waschen und mein Knie mit Joghurt einzustreichen, denn Topfen gibt es hier nicht. Mein Platznachbar von vor dem Warrior Camp ist immer noch hier, er ist sehr nett, nervt aber ein bisschen. Ich beschließe, abzureisen, sobald ich wieder grade gehen kann. Am Abend dann Picknick mit Juliane und Kilian, die auf Wanda aufgepasst haben, während ich am Camp war. Wir sitzen am Meer, bis die Sonne weg ist und der Mond herauskommt, es einfach wunderbar.

Tag 16, 2. Mai 2023

Bin ich froh, dass ich mir heute noch frei genommen habe. Es ist einfach viel zu tun. Ich ordne den Bus komplett neu, gehe zweimal mit Wanda spazieren und fluggs ist der Tag vorbei. So kommt es mir halt vor. Klar hab ich in der Früh Yoga gemacht, die Buchhaltung vorbereitet, gefühlt tausend Mails und Nachrichten beantwortet und war einkaufen. Aber trotzdem ist der Tag zu schnell vergangen. Am Abend kommt Nicole, die ich am Warrior Camp kennengelernt habe, vorbei und wir wandern nochmal in die schöne Bucht.

Tag 17, 3. Mai 2023

Der Tag startet mit der ersten Telefonkonferenz um 9.00 Uhr und ich merke: Ganz bin ich ja noch nicht angekommen, in einem normalen Leben. Leicht überfordert von den vielen „things to do“ und vor allem, leicht abgelenkt von allem. Der Tag vergeht einfach viel zu schnell!

Nicole holt mich um 18.00 Uhr ab, sie hat ein Auto, ich kann ja immer noch kaum gehen und Carissima ist wunderbar eingeparkt zwischen tocknender Wäsche und all den Dingen, die ich ordnen möchte, bevor ich weiterfahre. Mit dem kleinen Fiat 500 geht es also nach Tossa de Mar und dort ausführlich bummeln, soweit das mein Knie zulässt. Wir gehen sogar in die Burg und der Ausblick von dort ist grandios. Dann noch ein wunderbares Abendessen, leider bin ich viel zu hungrig, um Fotos zu machen. Ich fahre mit dem Taxi zurück und falle ins Bett – das Warrior Camp zeigt immer noch seine Nachfolgen.

Mitten in der Nacht wackelt Carissima, als wäre ein wilder Sturm ausgebrochen. Ich setze mich auf, alles wieder still. Kaum liege ich, wackelt es wieder. Ich schaue auf die Uhr, kurz vor fünf. Beim dritten Wackeln reiße ich die Schiebetür auf, halte mich aber vor dem Rausspringen zurück. Vor meinem Auto steht eine ausgewachsene Wildsau, die es geschafft hat, den Müllsack von meinem Fahrrad zu reißen, das wiederum gut gesichert auf dem Fahrradträger am Auto montiert hat. Wanda spürt sofort, dass unmäßiges Bellen hier nicht angesagt ist. Wenn man den Ton am Video aufdreht, kann man das Schwein schmatzen und Wanda knurren hören.

Tag 18, 4. Mai 2023

Aufgrund der schweinischen Schlafunterbrechung wache ich erst um 10.00 Uhr auf und heute soll es ja weitergehen. So sehr ich mich auch bemühe, wenn man so spät munter wird, wird das mit dem Bus sauber einräumen einfach nichts. Zwischen aufbetten und einräumen laufe ich noch zum Supermarkt, denn dort gibt es Trinkwasser in 5-Liter-Kanistern, was ich sehr schätze, zum Abwaschen, denn das habe ich gestern nicht mehr gemacht und zum Duschen. Kurz vor 12 geht es dann los.

Mein heutiges Ziel ist Port Lligat, das Dorf, in dem Salvador Dali sein Traumhaus gebaut hat. Nur wenige Gehminuten vom Haus entfernt gibt es einen Campingplatz. Nachdem ich spät dran bin und die Temperatur schon über 24 Grad klettert, entschließe ich mich für die schnellste Route über Girona. Wenn man so fährt, kommt man auch an Empuriabrava vobei, dem Fallschirmspringerparadies aus alten Tagen. Eigentlich wollte ich diesmal hier nicht Halt machen, denn es ist nun ganz anders als damals und die Erinnerungen sind immer besser, als das, was danach kommt. Nachdem ich aber langsam aber sicher mal aufs Klo muss, halte ich hier. Denn auf einer Dropzone gibt es immer saubere Klos. Kann ich also sagen, früher sind wir nach Empuria zum Fallschrimspringen gefahren, heute schätze ich die sauberen Sanitäranlagen dort.

Nach Port Lligat brauchen wir dennoch über zwei Stunden, die Straßen zur Küste hinunter sind eng, kurvig und anspruchsvoll. Carissima wird warm, ich fahre mal wieder mit Heizung. In Port Lligat fahre ich dreimal an dem Campingplatz vorbei und bin knapp daran, die Routentante aus dem Fenster zu werfen, als ich kapiere, dass da gar kein Campingplatz mehr ist. Baumaschinen fahren auf dem Gelände umher, hier soll etwas Neues entstehen. Ich bin frustriert. Mir ist heiß, Wanda ist heiß, Carissima ist heiß und der Blues hat gestern eine Postkarte aus Norwegen geschickt. Und in Port Lligat gibt es keinen anderen Campingplatz. Also geht es die kurvige Straße wieder zurück bis zur „Hauptstraße“ und ich beschließe, von dort die Route der Küste entlang zu wählen, in der Hoffnung, dass in Bälde ein Campingplatz auftaucht. Wir kommen an einem vorbei, der den Charme eines DDR Ferienlagers ausstrahlt und ich fahre dran vorbei. Bevor sich die altbekannte Verzweiflung breit macht, bleibe ich an einem Parkplatz am Meer stehen und es gibt erstmal Kaffee für mich und Mittagessen für Wanda. Mittlerweile ist es fast 16.00 Uhr.

Zwei Kurven nach dem Parkplatz kommt ein feiner Campingplatz am Meer. Der wird es dann auch, obwohl die Dame am Rezeptionshäuschen mich fast in den Wahnsinn treibt, weil ich in meinem Chaos meinen Pass nicht finde und sie aber darauf beharrt und mit keinem einzigen anderen Dokument zufrieden ist.

Am Platz parke ich nun zwischen einem T2 mit einer jungen Familie und einem T5 mit einem älteren, sehr sportlichen Ehepaar. Rechts von mir wäre noch Platz für den T4 😉

Tag 19, 5. Mai 2023

Tag 20, 6. Mai 2023

Heute geht es weiter! Entlang der schönsten Küstenroute, über Banyuls sur Mer, zurück nach Frankreich. Warum? Ich habe mir die Strecke ins Rioja angesehen, und das Wetter. Und musste mir dann eingestehen: Wenn ich am 10. Juni wieder zu Hause sein möchte, was ich soll, dann wird das einfach zu viel. Also Abkürzung, einmal quer durch Frankreich, von der Mittelmeerküste nach Bordeaux und von dort dann weiter in die Bretagne.

Zwischenstopp heute in Carcassone. Bis Montag werde ich hierbleiben.

Und hier geht es weiter… ist ja immerhin schon Mai 😉

Cookie Consent mit Real Cookie Banner