Toskana 2014

toskana2014_1Es geht los. Ich werde von meinen Eltern gefragt, warum ich seit dreißig Jahren mit Rucksack reise und nun einen dreißig Kilo schweren Hartschalenkoffer mitbringen möchte. Ja, warum? Weil in dem Koffer Schlafsack und Schlafrock und Schlafliteratur sowie allerlei Kleinkram für zwei Wochen ruhen und ich immer noch nicht weiß, warum so ein Köfferlein so ungalublich schwer werden kann.

Es ist also alles, mitsamt des dreißig Kilo schweren Hartschalenköfferleins, in den Anhänger verstaut und im Auto bleibt hoffentlich noch Platz für Gleitschirm, Gitarre und uns drei. Das restliche Gepäck habe ich aber noch nicht bekannt gegeben. Die Gitarre musste zu Hause bleiben. Bin ich froh, dass in Clausens Haus in der Toskana eine Gitarre ist! Für die Noten war dann in der Jausentasche noch Platz. Nach 15 Jahren Pause fahre ich also wieder einmal mit den Eltern auf Urlaub – spannend! Haben wir uns damals beim Motorradfahren verausgabt, so tun wir es nun bei der täglichen Gartenarbeit. Die Fahrt wird nur dreimal unterbrochen, Stubai, um meinen Schirm zum Check zu geben – danke SKYMAN!!! – Trento und dann noch mal irgendwo im Nirgendwo. Wir reden über Olivenbäume, Astrologie, psychotherapeutische Maßnahmen und Formel 1. Mercedes soll heuer stark sein und mir fallen meine zwei Lieblingsfahrer aus vergangenen Tage nicht mehr ein. Hm.

Das Häuschen hat uns in schönstem Abendlicht empfangen und außer Vogelgezwitscher und Grillengezirpe ist nichts zu hören. Wahnsinn. Sogar in der Nacht zwitschern die Vögel. Ob das Nachtigallen sind??? Ich habe leider keine Ahnung und denke mit Stirnrunzeln an mein Vogelseminar an der PÄDAK.

Wir waren im Burgenland, um Großtrappen zu beobachten, aber nach den zu langen Besuchen bei hübschen Weinbauernbuben bin ich dann immer mit dem Feldstecher vor den Augen eingeschlafen. Am Boden liegend an irgendeiner Lacke im Seewinkel. Habe noch nie in meinem Leben eine Großtrappe gesehen. Die sonderbaren Geräusche am Auto, die auf der Herfahrt bemerkbar geworden sind, haben sich ausgewachsen und wir müssen in die Werkstatt. Ich bin mit drei Konversationswörterbüchern sowie einem Büchlein mit selbst konstruierten Sätzen ausgestattet, aber ein Blick unter das Auto verrät alles: der Auspuff ist ab. Wir können morgen kommen, meint der Mechaniker. Das Auto bringen und mit seinem Auto weiterfahren. Die Dame im Büro spricht perfekt Englisch und ist begeistert von Vaters Führerschein. „Tutti“ sagt sie im Angesicht sämtlicher angekreuzter Führerscheinklassen. „Autista“ sagt der Mechaniker.

Vaters Arbeitswut ist ausgebrochen. Er wirft die Motorsense an und mäht. Und mäht. Und mäht. Während die Traktorengeräusche aus den umgebeneden Weinbergen langsam verstummen und in der Ferne Lichter in den Häusern angehen, wird bei uns noch fleißig gearbeitet. Trotz meiner Hinweise auf die Uhrzeit – fünf Uhr, basta – mäht er weiter.

Bis die Sonne fort ist und die Nachtigallen sich gegen den Lärm der Motorsense durchzusetzen versuchen.

Am nächsten Tag verschlafen wir! Eigentlich hätten wir um 8.00 in der Werkstatt sein müssen. Jetzt wird es halb zehn.

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