Lissabon

Alles beginnt am Flughafen München. Franz Josef Strauß. Es ist früher Vormittag und der Airport ist still, kein Gedränge, kein Stress, kein gar nichts. So, als wollte der Flughafen seinen werten Besuchern mitteilen, dass es genau SO komfortabel sein kann, wenn man keinen Tagesrandflug nimmt. Diese berüchtigten Frühaufsteher-Geschichten, „damit man dann gleich was vom Anreisetag hat“ und „die Zeit voll nützen kann“. Ja, und darum schieben sich um 5.30 die Menschenmengen durch die Gänge des Kolosses, während jetzt, um 9.30, so gut wie nichts los ist. Das Flugzeug ist klein, es geht ja erst mal nur nach Amsterdam, und zwischen Business und Economy wird schlicht ein blauer Vorhang zugegzogen, erinnert an früher… so vor zwanzig Jahren in etwa.
Aufgrund einer Verspätung beim Abflug wird das Umsteigen in Amsterdam ziemlich stressig, raus aus dem Flieger, drei Kilometer laufen, boarding, fertig. Immerhin ein Fensterplatz. Die KLM bietet immerhin etwas mehr als so manch andere Fluglinie in Zeiten der Billigfliegerei, ja, man bekommt tatsächlich einen warmen Snack und Kaffee und Kuchen. Buchtipp des Tages: „Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry“. Das Buch hätte bis Anfang der Woche Lesestoff bieten sollen, aber leider, leider ist es so gut, dass ich bei der Landung bereits die Hälfte gelesen habe. Und es nicht mehr weglegen kann!

Lissabon! Die Stadt strahlt, als würde sie lächeln, während die Flugzeuge verschiedenster Linien vom Meer kommend über die alten Häuser donnern. Die offenbar nagelneue Metro-Station ist im Reiseführer noch nicht vermerkt und bringt Besucher, Flughafenmitarbeiter und glückliche Menschen, die ihre Liebsten abgeholt haben, in zwanzig Minuten bis in die Innenstadt. Almaneda, so heißt die Station, die mein Airbnb-Host Sigismundo mir angegeben hat. Es hat 22 Grad und das warme Fließjäckelchen klebt an den Oberamen. Das Gepäck zieht nach unten und ich habe das Gefühl, auf einer Galeere zu schuften. Dabei ist der Weg von der Metro bis zur Wohnung kurz im Vergleich zu den weiteren Sightseeing-Touren!

Sigismundo wartet bereits, wir hatten ja wieder Verspätung. Drei Passagiere kamen zu spät und so musste ihr Gepäck wieder aus dem Flugzeug geholt werden. Meines ist übrigens angekommen, was mich sehr verblüfft hat. Es war eines der letzten Stücke am Förderband.

Sigismundo ist Zeitmillionär, so wie ich. Von „8 to 5“ in einem Büro sitzen, das kann er nicht. Er arbeitet gern und viel, aber wenn er mal zu Fuß in die Stadt gehen will, dann muss dafür Zeit sein, sagt er. Ich bekomme den Schlüssel für en entzückendes Apartement, das WIFI-Paßwort und einen Stadtplan und beschließe, im Sinne des Harold Fry, die Stadt zu Fuß zu erkunden.

Zweieinhalb Stunden und acht Kilometer später falle ich halbtot aus den Schuhen. Lissabon besteht aus HÜGELN! Und immer dort, wo es bequem bergab geht, geht es am Rückweg garantiert bergauf! Ja, ich weiß. Andere Menschen erkunden sich vorher bezüglich solcher geologischer Besonderheiten. Aber so bin ich halt nicht. Dafür weiß ich, dass der Parque Eduardo VII eigentlich gar nicht existieren sollte, denn Stadtplaner wollten hier einen Prachtbouelvard anlegen. Ja, manchmal kommt es anders. Und der Park am Abend ist einfach eine Wohltat, mit dem schönsten Panorama der Burg, der Altstadt und des Hafens.

Lieber Harold Fry, ich spiele mit dem Gedanken, morgen den Hop on Hop off Bus zu nehmen…
18. März 2014

Wenn Lissabon erwacht, ist die Luft klar und der Himmel blau. In der Ferne wartet das Meer, glatt und schimmernd. Die Gehsteige sind mit Blumenmustern verziert, die Pflastersteine scheinen weich wie Samt, sie sind glatt geschliffen von den tausend und abertausend Füßen, die sie täglich berühren. Die Männer in den Cafes pfeifen den Frauen nach und die Busfahrer bewegen sich wie die wilden Reiter durch den Verkehr. Die Sonne lässt die alten Gebäude wie aus Zuckerguss erscheinen und der Wind vom Meer zerzaust das Haar und macht die Backen rot.

Die Füße sind von gestern noch müde und bis Belem ist es weit, also entschließe ich mich nach einem 40-minütigen Fußmarsch für die Hop on Hop off Touristenbusvariante. Das besonders Gute daran: alle öffentlichen Verkehrsmittel sind ebenfalls im Ticket enthalten, also auch die berühmten Straßenbahnen, die eisern die schmalen Gassen hinaufschnaufen und dem Fahrgast das Gefühl geben, er hätte gleich auch noch eine Zeitreise mitgebucht. Zuerst geht es noch einmal zum Park Eduardo und ich genieße noch einmal die Aussicht auf das Haenbecken. Dann geht es wieder nach unten, in Richtung Belem. Die Basilica da Estrela Terraco beindruckt mich so sehr, dass ich schnell aus dem Bus springe und das alte Gebäude besuche. Düster ist es in der Kirche und das Fotografieren nicht erlaubt.

Dafür darf man über eine schmale Wendeltreppe hinauf auf das Dach und erlebt eine sensationelle Aussicht, zum Beispiel auf die Ponte 25 de Abril, die weltweit, nach der Tsing-Ma-Brücke, die zweitlängste Hängebrücke mit kombiniertem Straßen- und Eisenbahnverkehr ist. Im Gegensatz zum ersten Eindruck war nicht die Golden Gate Bridge, sondern die ebenfalls doppelstöckige San Francisco Bay Bridge Vorbild für diesen Bau.

Oder man riskiert einen Blick auf den weit entfernten Cristo Rei, eine Christus-Statue, die der Cristo-Redentor-Statue in Rio de Janeiro nachempfunden ist.

Übrigens, die Portugiesen waren ein Seefahrervolk.

Ja, ich weiß, so was weiß man. Aber angenommen, man geht völlig unvoreingenommen in den Tag und denkt einfach gar nicht über sowas nach, weil man gerade vier Stunden geschrieben hat, an einem Gartenbuch zu Beispiel, dann könnte man so eine Tatsache ja irgendwie verdrängt haben. Aber dann stolpert man darüber! Ja, die Portugiesen waren ein Seefahrervolk und darum gibt es in Belem neben unzähligen Konditoreien, in denen die Pastel de Belém, ein Puddingtörtchen aus Blätterteig, gefüllt mit Vanillepudding und bestäubt mit Zimt und Zucker, verkauft wird, auch ein Seefahrerdenkmal. Und ein Seefahrtsmuseum. Und eine kleine Hafenanlage am Tejo. Und Docks. Ja, so ist das mit den Portugiesen.

In Belem bin ich plötzlich sehr, sehr müde. Schleppe mich in den botanischen Garten, in dem ein Baum wächst, der aussieht wie in Avatar. Der botanische Garten ist eine Insel inmitten eines aufgeregten, touristischen Zentrums. Was auch immer im Besonderen die Menschen hierher lockt, es scheint zu wirken. An der Hauptstraße reihen sich zwischen kleinen Souvenirläden Starbucks an McDonalds, dazwischen kleine Bars, aus denen betrunkene Amerikaner mit Bierflaschen in der Hand stolpern. Und dann, einfach so, um die Ecke: der botanische Garten. Eine der größten Sammlungen tropischer Pflanzen, ein Überbleibsel aus der Kolonialzeit. Uralte Bäume, Farne, Bambus. Kleine Wege, angelegte Bachläufe, alte Holzbrücken und uralte verfallene Gewächshäuser. Ein wenig wirkt es auf den Besucher, als wäre er zu Unrecht hier eingedrungen, als wäre das nicht in Ordnung, hier zwischen Tontöpfen mit kleinen Pflänzchen und Gießkannen herumzugehen.

Ein wenig ist es, als wäre man hier gar nicht mehr auf Besucher eingestellt, das Cafe gibt es nicht mehr und in den kleinen, liebevoll angelegten Lauben sitzt niemand, um sich auszuruhen. Die wenigen Besucher sind offenbar genauso froh wie ich, dem städtischen Lärm entkommen zu sein. Eine Oase.

Und dies ist nicht die einzige botanische Überraschung hier, denn nur etwa eineinhalb Kilometer weiter befindet sich der nächste botanische Garten. Eineinhalb Kilometer bergauf, wohlgemerkt. Ich komme ziemlich k.o. an und der geschäftstüchtige Mann an der Kassa verkauft mir noch eine Eintrittskarte, obwohl der Park in zehn Minuten schließt. Ich habe einfach die Zeit übersehen!!!

Nach einem Kurzrendevousz mit einem Pfau und dem schönsten Brunnen der Welt stehe ich vor verschlossenen Toren. Wieder mal in einem Garten eingesperrt. Super.

19. März
Nein, keine Sorge! Ich bin dann doch noch frei gekommen. Der Kartenverkäufer hat mich im Garten gesucht, vor der verschlossenen Tür am anderen Ausgang, und mir aufgesperrt. Auf dem Weg nach draußen habe ich einen weißen Pfau gesehen. EHRLICH!!! Ja ich gebe zu, ich war erschöpft, aber ich schwöre, da war ein weißer Pfau und ich hatte nicht mehr die Möglichkeit, ein Foto zu machen!

Direkt vor dem Ausgang ist die Haltestelle der Straßenbahn und die kam auch bald. Eine von den uralten Nostalgie-Garnituren, herrlich. Die Straßenbahnen bestehen immer nur aus einem Teil, also ohne Anhänger, und ich vermute, das liegt an den steilen Stücken, die sie überwinden müssen. Das ginge wohl mit Anhänger nicht. Die Straßenbahnen fahren darum oft, alle zehn Minuten kommt eine. In meinem Reiseführer steht, dass sie immer unpünktlich sind, aber ich glaube, dass das nichts ausmacht, wenn ohnehin alle zehn Minuten eine kommt. Manchmal stehen auch drei von derselben Linie gleichzeitg da und fahren nacheinander los. Heute möchte ich die berühmte Linie 28 nehmen.

Das Schreiben. Wahnsinn. Mit dem Schreiben ist es so, dass man entweder schreibt oder eben nicht. Ganz oder gar nicht. Ich sitze hier und schreibe Tagebuch und daneben wächst und gedeiht mein Gartenbuch. Zehn Buchseiten in zwei Tagen. Diesen Schnitt habe ich noch nie vorher erreicht. Wahnsinn.

Heute muss ich ein Buch erwerben, denn das andere habe ich natürlich am ersten Tag ausgelesen. Was habe ich mir nur dabei gedacht, mit einem Buch auszukommen. Im Internet werden fünf Buchhandlungen mit englischsprachiger Literatur genannt, alle voran Bertrands. Allerdings muss ich gestehen, dass ich von dem Sortiment etwas enttäuscht bin, es gibt nur eine sehr kleine Auswahl an Autoren und kaum Klassiker. Ich entscheide mich für eine Buch einer französischen Autorin, werde berichten, wie es ist. Von Bertrands jedenfalls geht es noch ein kleines Stück steil bergauf und man steht an der Haltestelle der berühmten Straßenbahnlinie 28. Der junge Straßenbahnfahrer kümmert sich im Gegensatz zu seiner Kollegin gestern null um mein Ticket, grinst mich an und kracht mit seinem kleinen Wägelchen durch die engen Gassen als gäbe es kein Morgen.
Wo Fußgänger kreuzen wollen, bimmelt er nur heftig und blibt ungerührt bei seiner gewählten Geschwindigkeit, die man getrost als mörderisch bezeichnen kann. Er rumpelt im Volltempo den Hügel in Richtung Burg hinauf und bei einer bestimmten Haltestelle brüllt er „Castello“ nach hinten, was alle Touristen zum Aussteigen bewegt. Ich bleibe schockgefroren noch eine Station sitzen und gehe dann durch die engen Gassen der Alfama zurück. Dieser Mann wird am Abend immer etwas zu erzählen haben! Ich beneide ihn ein bisschen. Hoffentlich gibt es da jemanden, der ihm mit offenem Mund und geweiteten Augen zuhört und seine Geschichten genauso toll findet wie ich jetzt seine Fahrweise.
Zurück vom Castello begebe ich mich zur Yellow Bus Haltestelle, von dort fahren die Doppeldeckerbusse zum Expo-Gelände. Dieses wird in meinem Reiseführer als „vollwertiger neuer Stadtteil“ gelobt und das sollte man sich natürlich ansehen. Ich finde die ganze Sache hauptsächlich völlig ausgestorben, aber vielleicht sehe ich die Dinge anders. Hier wohnen offenbar Menschen, die samt und sonders frühmorgens ihre Siebensachen packen und in die Stadt zur Arbeit pendeln. Zurück bleiben Mütter mit Kinderwägen und eine Handvoll Touristen sowie eine überschaubare Menge ganz offensichtich schulschwänzender Jugendlicher, die am Ufer des Tejo schlechte Musik aus Handies abspielen und dazu knutschen.
Aber hier, hier liegt die längste Brücke über den Tejo, die längste Brücke Mitteleuropas und im Dunst kann man kaum das andere Ufer in der Ferne erblicken. Und hier gibt es eine Seilbahn, die einfach so, in ein paar Metern Höhe, dem Ufer entlang verläuft, gebaut für die Expo 1998, sowie ein supertolles Fünfsternhotel mit einem hohen Turm. Der hat leider wegen Wartungsarbeiten geschlossen, aber ich lasse mich zu einer Tasse Kaffe auf der Sonnenterrasse überreden. Das hat was! Und danach fahre ich gemütlich mit der Seilbahn – ein österreichisches Produkt, was sonst – ein Stückchen zurück. Parks und Springbrunnen, gepflasterte und mit Holzplanken verlegte Wege säumen das Ufer. Ein Naherholungsgebiet.

In die Stadt zurück fahre ich mit dem Linienbus, ich habe keine Ahnung, wie spät es ist, aber die Füße tun weh und ich mag nicht mehr gehen. Ich muss noch einkaufen, erstehe in einer Drogerie, und zwar einer richtigen, mit einem Laden, der sich hochklappen lässt und zwei Verkäuferinnen, die einen RICHTIG beraten, einen Uhu Stick zur Gestaltung meines Offline-Tagebuches. Dann schlendere ich zurück zum Martim Moniz, wo mein Bus wegfährt und stelle fest, dass mal wieder Bangkok ist. Also, für alle neu Hinzugekommenen: wenn gar nix mehr geht, fahre ich mit öffentlichen Verkehrsmitteln herum und lasse meine Gedanken kreisen. Nun ist zwar die red line Straßenbahn nicht das Schiff am Mae Nam Chao Phraya, aber es funktioniert trotzdem. Und wenn ich nicht mehr in der Straßenbahn sitze, dann bin ich gut heimgekommen 😉

20. März
Heute war ein schlechter Tag zum Schreiben. Nur zwei Seiten. Ja, es ist so… ganz oder gar nicht. Doch Lissabon ist das egal, zum Glück. In den Nebengassen zwitschern kleine Singvögel, so laut und aufgeregt, dass man das Gefühl hat, durch eine Orangerie zu spazieren und in den Innenhöfen duftet es nach Mandarinenblüten, dass einem Hören und Sehen vergeht. Der Tag beginnt bewölkt, die Stadt lässt sich Zeit, zu erwachen, wer glaubt, hier um 9.00 Uhr schon ein offenes Geschäft vorzufinden, der irrt. Unten am Tejo riecht es so stark nach Meer, dass die Sehnsucht kommt, weiter, weiter jetzt, übers Meer und dann immer weiter zu ziehen.

In Lissabon bewegt man sich mit Bussen und der Metro fort, mit Straßenbahnen – den electricos – und mit den elevadores. Das sind Lifte und Standseilbahnen, die den gehunwilligen Passanten in die Stadtteile auf den Hügeln befördern. Erst wenn man oben steht, bemerkt man, wie groß der Höhenunterschied ist, den man tags zuvor noch keuchend zu Fuß hinter sich gebracht hat! Der berühmteste elevador ist sicherlich der „Santa Justo“, der einstmals von der unteren Stadt in die noble Gegend führte. Heute ist ja alles nobel hier in der Innenstadt. Seit 1902 jedenfalls kann man den 30 Meter hohen Lift benützen, auf dem sich auch eine Aussichtsplattform befindet, die man über eine steile Wendeltreppe erreicht. Der Ausblick ist wirklich sensationell.

Apropos fortbewegen: wie sich die Polizei hier fortbewegt, das ist ein eigenes Kapitel! Zum Einen stehen in der Innenstadt an allen gut frequentierten Plätzen Polizisten, damit möchte man offenbar dem Ruf als Hauptstadt der Taschendiebe entgegen wirken. Und dann fahren sie auch noch herum, mit allem, was möglich ist! Mit Mofas, Smarts (!!!), mit SEGWAYS (danke Ursula für die Begriffsfindung) und natürlich reiten sie auch. Auf richtigen Pferden. Ich bin fasziniert.

Zurück zum Santa Justa. Der Ausblick ist atemberaubend und für jeden Menschen, der Höhenangst hat, eine richtige Herausforderung. Es reißt in den Knien. Letztens habe ich auf Bayern 3 ein Interview gehört mit einer Stewardess, die ein Buch geschrieben hat. Es geht darum um die skandalösen Zustände bei den Billigairlines und sie machte sich schrecklich lustig über einen Piloten, der Höhenangst hatte. So auf die Art, SOLCHE LEUTE fliegen die Billigflieger. Und ich dachte mir, die hat keine Ahnung. So wer darf einfach ein Buch veröffentlichen und so tun, als würden diese beiden Dinge – fliegerisches Können und Höhenangst – in einem Zusammenhang stehen. Und ich recherchiere jedes Kresspflänzchen für mein Buch. Hm. Jetzt bin ich schon wieder vom Thema abgekommen.

Ich frage mich ja, wohin fährt denn diese berühmte Straßenbahnlinie 28 eigentlich? Wenn sie an der Basilica da Estrela vorbeigefahren ist, wohin fährt sie dann? Ans Ende der Welt? Und was ist am Ende der Welt???

Am Ende der Welt ist eine Wohnsiedlung und ein Friedhof. In Lissabon werden die Menschen nicht begraben. Auf dem Friedhof sind lauter kleine Häuschen und bei manchen ist sogar ein Fenster eingelassen. Durch dieses sieht man dann innen, hübsch übereinander gestapelt, die Särge.

Außerdem hat man vom Friedhof einen sagenhaften Blick auf die Ponte 25 de Abril und die Christusstatue am anderen Ufer des Tejo. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum außer mir noch andere Touristen ausgestiegen sind.

Mit der Linie 25 fahre ich zurück in die Stadt, eine gute Entscheidung, denn sie bringt mich direkt zum Ascensor da Bica, einer Standseilbahn hinauf in die Oberstadt. Ich sitze also mit einigen älteren Damen mit prall gefüllten Einkaufstaschen und ein paar Schulkindern erwartungsvoll in der Standseilbahn und während wir im Schneckentempo nach oben zuckeln, laufen draußen in der engen Gasse Touristen vor uns her, um Fotos zu machen.

Ja, und irgendwie landet man dann gleich um die Ecke vom Cafe Brasiliano, bei dem die berühmte 28er in Richtung Ende der Welt fährt. Alles in allem also ein Kreislauf. So ist das mit dem Ende der Welt wohl überall.

Beim Abstieg in die Stadt hinunter werde ich richtig müde. Das war ein Tag aus dem Rhythmus – zuerst unterwegs und jetzt zurück zum Schreiben. Vielleicht ging es deshalb so schleppend voran heute. Lange überlege ich, welchen Bus ich nehmen soll… aber dann entscheide ich mich doch noch EINMAL für den Yellow Tours Bus, setze mich mit Kopfhörern auf das Oberdeck und genieße noch einmal die ganze Geschichte, die einem da erzählt wird.

Der Bus bringt mich hinauf zum Park, den es nicht geben dürfte und von dort sind es noch 30 Minuten bis zu „Matildes House“, in dem ich wohne.

Heute habe RICHTIG Muskelkater! Dort oben, in Alameda, geht man wie am Kamm eines Berges entlang. In die Stadt hinunter verlaufen die Avenida Amirante Reis und die Avenida da Republica, dazwischen unzählige kleinere Straßen und Gässchen, auf der anderen Seite sieht man in Richtung Flughafen. Über uns dröhnen die Flugzeuge im Landeanflug, nicht ganz so tief über der Stadt wie in Innsbruck, dafür aber ein klein wenig öfter.

Ich gehe noch zu der alten Dame ins Geschäft um die Ecke. Eigentlich ist es ja ein Obst- und Gemüseladen, aber man bekommt sonst auch noch ein paar Kleinigkeiten. Sie schmunzelt immer sehr über das eine Stück Gemüse, das ich kaufe und das eine Bier. Wahrscheinlich wundert sie sich ein wenig.

Aber was soll ich sagen! Wenn Du alleine unterwegs bist, kommst Du mit einer Packung Nudeln und jeden Tag ein frisches Stück Gemüse aus. So ist das eben. Übrigens habe ich nicht die ganze Packung geschafft 😉

Es wird Zeit, zu packen.

Thank you Lisbao and god bless you.

Hierher komme ich wieder zum Schreiben, das ist wunderbar.

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