Abu Dhabi Februar 2010

Die Spannung steigt. Heute, 3. Jänner, sind es nur noch 46 Mal Schlafen bis zum Abflug. Oma sagt, ich darf mir nicht vorstellen, wie toll es wird, weil es sonst nicht toll wird. Ok, Oma.

27. Jänner – Noch 22 Tage bis zur Abreise nach Abu Dhabi. Die Aufregung wird immer größer und die Fragen, WAS man denn da zum Anziehen mitnehmen soll, erfüllen den Raum. Oma hat Sonnencreme mit Faktor 50 gekauft und ist auf der Suche nach einem feschen Sonnenhut, während Romana immer noch keinen Reiseführer aufgetrieben hat und Stefan überlegt, of Abu Dhabi nicht doch befliegbar ist. Das Geld dort heißt übrigens Dirham und Oma und Romana haben einen ganzen Stapel davon auf der Bank am Flughafen geholt.

12. Februar – Ich beginne, meinen Koffer zu packen, Oma geht zum Arzt und will lovenox, Stefan ist nicht da und draußen schneit es, als wäre die Goldmarie nun mitsamt Familie zur Frau Holle gezogen. Ich überlege, welchen Zug wir nach Wien nehmen sollen, um das Flugzeug zu erwischen – verdammt, WIE verlässlich sind die ÖBB zurzeit?

Nebenan ein Satellitenbild von Abu Dhabi, ich wusste nämlich NICHT, dass „die Stadt mit inzwischen rund 860.000 Einwohnern sich auf einer 70 Quadratkilometer großen Insel im Mangrovengürtel, die durch die Mussafa- und al-Maqtaa-Brücke mit dem Festland verbunden ist“ befindet. Das klingt echt aufregend!

18. Februar
Unsere drei Helden sind um halb sechs Uhr früh aufgestanden und haben pünktlich um sieben Uhr den Zug nach Wien bestiegen. Dieser ist entgegen aller Erwartungen pünktlich in Wien angekommen, wo Romana mit 276 Punkten die erste Untern-Ansetzen-Partie bereits haushoch verloren hat und sich auf ihr Glück in der Liebe besinnt. In Wien also ist es mild und nicht windig, also ganz anders als sonst, und der Flughafenbus wartet schon vor dem Westbahnhof. Er fährt PÜNKTLICH ab und Romana, Stefan und Oma erreichen den Flughafen Wien in der Folge drei Stunden vor Abflug. Eine weitere Runde Untern-Ansetzen und mehrere Kaffees und Pizzastücke später ist das Gate erreicht und wider aller Erwartungen nach der wutbedingten Fast-Zertrümmerung des Eincheckautomaten vonseiten Romanas ist es sogar noch möglich, drei Plätze nebeneinander zu bekommen.

Und so sitzen wir dann in also in einer Boeing 767, Reihe 17, direkt am Notausgang und verbringen die fünf Flugstunden mit Filme schauen (Stefan schaut einen Gangsterfilm mit Johnny Depp, Romana eine in Frankreich spielende Weingutromanze und Oma „Wie angelt man sich einen Millionär“), unglaublich nettem Personal, gutem Essen und süffigem Wein und landen ÜBERPÜNKTLICH in Dubai. Als dann auch noch die Passkonrolle in 25 Minuten erledigt ist und das Gepäck DA ist – auch Romanas! – denkt sich diese bereits, oh Kismet, obwohl Du mich besser kennst, wie schön, dass diesmal alles so glatt ging!

Doch wer mich kennt, weiß, dass dies nicht das Ende der Geschichte sein kann.
Nach Gepäckabholung und Duty Free Shop Besuch gehen wir durch das endgültige, letzte Türl hinaus in Richtung normales Leben, da springt ein Beamter zwischen Stefan, mich und Oma, separiert uns geschickt, lenkt Oma durch die Schiebetür, verweist mich an eine streng dreinblickende Dame in schwarzem Nachthemd und nimmt Stefan mit in ein verdächtig aussehendes, kleines Zimmer am Ende des Ganges. Ich flippe aus, weil Oma nun wohl nicht weiß, wohin sie soll und überzeuge einen Beamten in weißem, tja, auch Nachthemd, nach gut zwanzig Minuten davon, dass er Oma draußen suchen soll und ihr sagen soll, dass alles in Ordnung ist. Alles in Ordnung im Sinne von dass die mittlerweile behandschuhte Dame meine Unterwäsche durchsucht, behauptet, mein Pyjama gehöre nicht mir (ja EH, ich weiß, dass Mädels sowas nicht tragen!!!), meine homöopathische Reiseapotheke für ein Drogenlabor mittleren Ausmaßes hält und mir permanent sagt, ich solle mich beruhigen, was in dieser Situatiuon nicht fruchtbar ist. Stefan wird in der Zwischenzeit nach seiner Drogenvergangenheit, -gegenwart und -zukunft gefragt und der Beamte reagiert äußerst befriedigt, als er aus einer Sommerhose ein zweimal mitgewaschenes, schwarz eingefärbtes Kaugummistückchen hervorholt.

Nach gut einer Stunde dürfen wir den Ort des Grauens verlassen und finden auch tatsächlich Oma wieder, die inzwischen Marianne und Klaus gefunden hat. Wie gut. Bevor ich in eine Art Schlaftrauma vom Niveau Schneewittchen falle vor Aufregung und Erschöpfung, verspricht Klaus mir ein kühles Bier im Hotel und ich denke, dass ich zumindest bis dahin durchhalten will…

19. Februar
Wir schlafen bis halb zehn, einfach herrlich, in diesen wunderbaren Betten im 26. Stock. Aus dem Fenster sieht man Hochhäuser mit Hubschrauberlandeplätzen, dahinter irgendwo die Wüste, aus der hier alles einmal war. Draußen ist es herrlich warm, der Verkehr dröhnt und Dubai pulsiert vor sich hin. Die Bautätigkeit hier ist enorm und Marianne und Klaus erzählen, was hier vor dreißig Jahren war – fast nichts. Nun ist es eine Großstadt mit den architektonisch verrücktesten, elegantesten Hochhäusern der Welt, dem höchsten Gebäude der Welt und den feinsten Hotels der Welt. Unglaublich.

Und ja, den exklusivsten Shopping Malls der Welt. Die Dubai Mall, vor knapp einem Jahr gegenüber des Burj Kalifa eröffnet, besuchen wir zum Frühstücken, aber aufgrund der Fotosucht der drei Dubai-Neulinge verschiebt sich das Frühstück immer mehr in den Nachmittag. Allein das riesige Aquarium mit Meeresfischen, das einfach zur Unterhaltung der Einkaufenden eingerichtet wurde, verlangt ein Minimum an vierzig Bildern, bis der Winkel, der Filter und das Motiv stimmen. Rundherum: exklusive Boutiquen, Cafes, Restaurants und Schmuckläden ohne Ende.

Frühstück bei MORE, ein Gastgarten mit Blick auf den Burj Kalifa, den höchsten Turm der Welt. Übrigens, geplant war ja, ihn Burj Dubai zu nennen und in älteren Reiseführern steht das auch noch so. Aber nachdem Dubai vor kurzem in eine erhebliche finanzielle Misere geraten ist und Abu Dhabi dem Emirat aus der Patsche helfen musste, wurde kurzerhand bei der Eröffnung des Turmes angekündigt, dass er nunmehr nach dem Scheich des Emirates Abu Dhabi benannt werden soll. Also Burj Kalifa. Der Turm sieht unglaublich filigran aus, owohl er das mit seinen 828 Metern wohl kaum sein kann. Davor: ein Teich, in dem Wasserlichtspiele stattfinden und ein im alten Stil gehaltenes Einkaufs- und Wohnparadies. Darüber: blauer Himmel und die Sonne.

Dubai ist groß.

Das kann man getrost so stehen lassen.
Voll von den Eindrücken der Mall, des Turms, der Menschen, der Gebäude und des Verkehrs fahren wir weiter.

Weit, weit, weit fahren wir von der Dubai Mall einen für europäische Verhältnisse unglaublich menschenleeren Strand entlang, kurvenreiche Straßen und Gässchen, die sich um große Privatgrundstücke mit weißen Villen darauf winden, auf den Burj Al Arab zu, dem gigantischsten Hotel der Welt. Das Al Arab steht auf einer kleinen Insel vor Dubai, östlich der ersten Palme. Und weil es so gigantisch ist und alles so groß und vor allem: großzügig angelegt ist, hat man sich selbst sieben Sterne verliehen. Das erste Sieben-Sterne-Hotel der Welt. In den Suiten hat sogar jede Person einen eigenen Butler.

Gegenüber des Burj Al Arab steht das Jumeirah Beach Hotel, von dessen lobby man 26. Stockwerke in die Höhe blicken kann. An der Wand in die Höhe ist eine Installation der afrikanischen Ostküste und der Arabischen Halbinsel angebracht – Dubai ist dort der Nabel der Welt. Man schreitet auf butterweichen Teppichen hin zu den Aufzügen.

Der gläsernen Aufzug in den 26. Stock bietet einen ausgezeichneten Blick auf das Al Arab. Und nun werden zwei Weißbier an den verlost, der errät, wer NICHT mit dem gläsernen Aufzug fahren durfte.

Nein, falsch.
Diesmal hat es nicht mich getroffen. Die hoch motivierte Sicherheitsbeamtin am Aufzug sortiert zwar mich und Stefan aus der Menge aus, erklärt mir aber dann draußen, dass es nur wegen Stefans professioneller Kamera war. Ich dürfe mit dem nächsten Lift nach oben fahren. No professional cameras!

Der Ausblick vom Lift ist irre, auch der Rundgang im 26. Stock. Von hier oben sieht man wirklich die Wüste, in die Dubai eingebettet ist und auf der anderen Seite das weite, weite Meer.

In der Hotelhalle befinden sich mehrere Cafes in arabischem Stil, mit Pölstern und niedrigen Ledersofas, unglaublich gemütlich, Richtung Meer natürlich ein wunderbar angelegter Garten und ein Cafe, in dem wir uns mit frischen Fruchtsäften stärken. Jetzt wäre eine Hängematte gut!

Wir haben aber noch eine gut vierstündige Fahrt vor uns, von Dubai über Abu Dhabi bis Ruwais, wo Marianne und Klaus leben.

Achja, und draußen auf der künstlich angelegten Palme, auf der das gigantische Hotel Atlantis steht, waren wir auch… ich habe die Insel ja letztes Jahr aus dem Flugzeug gesehen und die „Erde“ auch.

20. Februar
Ich habe geschlafen wie ein Stein. Nach unserer Ankunft in Ruwais mussten wir natürlich noch reden, ein wenig von der langen Fahrt herunterkommen, dann etwas Reisetagebuch und schwups war es ein Uhr früh. Und ja, liebe Alexandra, ich habe Dein hämisches Lachen, zwei Minuten nachdem ich online war, bis hierher gehört ;-)))

However, wir sind immer noch nicht verhaftet worden und Stefan hat sich damit einverstanden erklärt, den heutigen Tag tapfer über seinen Büchern zu verbringen. Wach geworden bin ich davon, dass ich in meinen Schlaf hinein Oma sagen hörte „die schlafen ja immer noch“, das war wirklich schräg. Das wirklich Sonderbare aber ist, dass sich das Thema von Stefans Seminararbeit, das natürlich uns allen nicht verborgen bleibt, um das Fremde, das Eigene, das Abbilden der Wirklichkeit dreht, also genau das Thema, das mich vergangenes Jahr um dieselbe Zeit beschäftigt hat. Und da war ich in Thailand.

Der Tag also beginnt philosophisch, ich frage mich einmal mehr, wie sehr unser Bild von der Fremde durch all das, was wir vor Antritt der Reise sehen und hören, geprägt wird und somit das Bild an sich verändert, denke an die Motorradurlaub von vor zwanizig Jahren, als wir nichts mithatten außer einer Landkarte und dann baß erstaunt waren über all die Geschichten, die uns die daheim Gebliebenen über die Franzosen, die Italiener oder die Griechen erzählten und die wir nie bestätigen konnten.

Wie gut ist es, nun ein Land kennen zu lernen, von dem man kein Bild hat, ein weißer Fleck auf der inneren Landkarte, eine gänzlich unbekannte Kultur und zwei Menschen zu haben, die hier leben und frei von Vorurteilen einfach berichten.

Während Stefan sich also durch halbtrockene Lektüre quält, fahren wir Mädels einkaufen in die Stadt. Ruwais gibt es erst seit gut dreißg Jahren, vorher war hier nur Wüste. Die Stadt wurde durchgeplant – wie man so sagt „auf dem Reißbrett enworfen“ – und hauptsächlich leben hier Mitarbeiter eines Mineralölkonzerns, der vor der Küste Öl fördert und verarbeitet. Die Stadt ist unheimlich gepflegt, viel Grün, viele Schulen, viele Sportplätze und Spielplätze.

Der Supermarkt ist das Eldorado für mich – hier gibt es all die Gewürze, die man bei uns entweder nicht oder für teures Geld bekommt, im Familienpack. 25 Muskatnüsse, die so frisch sind, dass sie durch das Plastik duften, um einen Euro. Lorbeerblätter, so groß wie meine Handfläche, Zimtrinden, die wirklich wie Baumrinden aussehen, alles, was das Herz begehrt.

Was ich immer wieder vergesse ist, dass Frauen hier nicht so sind wie bei uns. Der Mann hinter der Theke kippt fast aus den Schuhen, als ich eine Zwölferpackung Mineralwasser aus dem Regal hieve und in den Einkaufswagen packe, denn für solch schwere Arbeiten ist doch er da. Als ich ein wenig so tue, als würde ich meine Muskeln zeigen, findet er das unglaublich komisch.

21. Februar
Was ich schon wieder geträumt habe!!! Gestern Abend, als wir vom Einkaufen nach Hause gefahren sind, hat Marianne mir erzählt, dass der kleine Hügel, der aus der flachen Steppe ragt, wesentlich weiter entfernt ist, als es aussieht. Und in der Nacht habe ich dann geträumt, dass Marianne mir erzählt, er sei SECHZIG Kilometer weit weg!. Diese Sache wird natürlich der running gag des Tages und alle sind der Überzeugung, dass ich diesen Hügel nie erreichen werde. Also ist es mir ein Anliegen geworden, die sechzig Kilometer, wie weit sie auch wirklich sein mögen, in den nächsten Tagen zu versuchen.

Außerdem habe ich von mindestens einer Milliarde handtellergroßer Muscheln geträumt, was wohl daran liegen mag, dass Stefan gerade „Der Schwarm“ liest und mit schreckensgeweiteten Augen die Abende nahezu sprachlos verbringt. Die Realität der Muscheln, heute am Strand überprüft: ja, eine Milliarde mindestens, aber alle nur fingernagelgroß Und das fühlt sich beim drübergehen echt schräg an. Außerdem gibt es hier jede Menge Einsiedlerkrebse, die in winzigen Trumschneckenhäusern leben und sich mit großer Eleganz durch den Sand bewegen, wenn wir still stehen. Und wenn wir uns bewegen, wenig elegant, dann tun sie so, als gäbe es sie nicht.

In Abu Dhabi ist ja so wie in Dubai alles ein wenig anders als sonst wo. Also hier: unendliche Kilometer Sandstrand, kaum Menschen, geschmackvolle Liegestühle, Sonenschirme und Handtücher für alle Besucher. Bei jedem Sonnenschirm eine Karte der Bar, ein Knopf zum Drücken und Bestellen. Das ist der Strand in Ruwais, benutzbar über das Hotel am Strand. Marianne hat erzählt, dass da draußen noch viele Kilometer Strand sind, doch kommt man einfach nicht hin, alles ist abgesichert, weil aus den Ölförderanlagen, die vor der Küste liegen, ein Geheimnis gemacht wird, es entlang der Küste viele Firmengelände gibt, man halt einfach nicht hin darf. Man sollte auch besser auf der Straßenseite, auf der sich die Industrianlagen befinden, nicht fotografieren. Auch Klaus darf an seinen Arbeitsplatz keine Kamera mitnehmen.

Stefan hat heute Internetseiten entdeckt, die von den Emiraten gesperrt sind. Man kann sich über ein Antragsformular erkundigen, warum. Übrigens funktioniert auch die Seite der Uni Salzburg hier nicht, wer also zweckdienliche Hinweise anbieten kann, warum SOWAS zensiert wird, möge uns bite kontaktieren.

ÜBRIGENS: gestern hatte es über 30 Grad, heute satte 28, weil es windig war, Wassertemperatur im Pool 29,1. Das Meer ist super, Temperatur nicht eruierbar. EIn Strandtag wie aus dem Bilderbuch. Und zum Abschluss waren wir noch in der Markthalle von Ruwais, haben frischen Fisch und frisches Gemüse gekauft und das Abendessen lockt. Der Gemüseverkäufer ist aus Indien, will ein Foto mit meiner Oma haben und gibt mir seine Adresse, damit ich ihm einen Abzug schicken kann. Das AVIS-Büro in Ruwais sieht genau so aus, wie man in den urban legends immer die Räumlichkeiten geschildert bekommt, in denen man entweder für immer verschwindet oder zumindest um eine Niere erleichtert wird. Doch der Schein trügt, hier geht es wirklich nur um Autos und der Mann hinter dem Tresen gibt uns seine Handynummer, damit wir zwei Tage vorher anrufen können, denn er hat nur ein paar Fahrzeuge hier.

Auf der Fahrt nach Hause bin ich im Auto plötzlich so müde, dass ich mit offenen Augen zu Träumen beginne, meinen Flugtraum. Das ist vielleicht schräg! Ich fliege mit angelegten Armen in einem Höllentempo über die Wüste…

22. Februar
Leute, was soll ich Euch sagen. Es hat ENORM abgekühlt und nur noch 16 Grad in der Nacht!!! Tagsüber klettert das Thermometer auf schwache 25 Grad! Allerdings ist es am Strand in der Sonne heute wärmer als gestern, weil der Wind etwas schwächer ist. Erkennen tut man das nicht an der eigenen guten Wahrnehmung, sondern daran, dass der nette Herr mit der Kühltasche, der den Hotelstrand auf und ab geht, gesern noch heiße Tüchlein zum Abtupfen des Gesichtsschweißes vorbei gebracht hat und heute sind sie eisgekühlt. Es geht uns hier wie im Paradies.

Heute früh haben Marianne und ich uns mit mehreren traschtenden Italienerinnen und Spanierinnen das Fitnessstudio geteilt, das bestens ausgestattet ist. @ Nicole: sie haben auch die Bauchbrechermaschine!!!

Der Aerobictrainer ist nicht aufgetaucht, dafür trainieren wir auf Laufband und Rudermaschine, während Stefan und Oma es sich am Strand gemütlich machen. Ich weise noch eine Finnin auf der Rudermaschine ein und gehe dann auch an den Strand, wo die Gerichtsmedizinerin Dr. Kay Scarpetta schon auf mich wartet und mit ihren herrlichen Pizzarezepten meine Phantasie beflügelt.

Stefan hat es dann geschafft, auf die Seite der Uni Salzburg zu kommen und sich für das wichtigste Seminar dieses Semesters anzumelden, also Entwarnung: da war gar nix zensiert, lediglich die Internetverbindung der Uni ist wieder mal unter jeder Kritik.

Nach dem herrlichen Tag am Strand dann also – um die Pizza-Erwartungen, die den ganzen Tag Zeit hatten, sich zu entwickeln, auch zu erfüllen – in den Gemüseladen zu den freundlichen Indern. Ich erzähle, dass uns die Pfefferoni gestern sehr geschmeckt haben und wie denn die roten sind und der nette Verkäufer erzählt mir in bestem indischen Englisch, dass die mittelgroßen grünen von gestern „60 percent“ Schärfe hatten, während die roten, die es mir jetzt angetan haben „80 percent“ Schärfe haben. Ich kaufe. Bekomme als Geschenk noch für jeden einen kleinen scharfen Freund mit „90 to 98 percent, M’am“ und dann deutet er noch geheimnisvoll auf eine Packung mit minikleinen grünen Pfefferonis und meint dazu, „This is 200 percent, M’am, I don’t eat this!“. Na servas. Ich glaube, die pfeifen.

Pfeifen tun auch die roten, übrigens, es raucht mir jetzt noch aus den Ohren, „80 percent, M’am“. Die kleinen haben wir heute noch gar nicht probiert.

Als Klaus am Abend vom Laufen nach Hause kommt, erzählt er mir, dass ich heute im Traum nicht mehr so weit laufen muss, er war nämlich grade auf dem kleinen Berg und der ist nur zwei Kilometer entfernt. Also dann. Morgen gehen wir da rauf!!!

23. Februar
Hurra! Draußen hat es kurz vor elf schon 27 Grad im Schatten. Heute ist wieder Studientag, sonst wird Stefans Seminararbeit wohl nie fertig. Während ich also den Computer warmarbeite und endlich die kleinen Bildchen verlinkt habe – wenn Du also jetzt über die Bilder gehst und es erscheint eine kleine Hand, dann lassen sie sich größer klicken – liegt Stefan am Bett und ist auf Seite 314 vom Schwarm angekommen.

„80 Percent“ – huuuuuuuuuuuiiiiiiiiiiiiiiii! Das macht Tränen in den Augen, vor allem zum Frühstück! Papa, soll ich die 200 percent für ein nettes Jauserl mit Fritz mitbringen?

Der Tag wird so unglaublich heiß, dass wir froh sind, im Haus bleiben zu können. Und am Abend fahren wir dann zum Liquor Store. Alkohol bekommt man nämlich nur in diesem Geschäft. Klaus hat einen schicken scharzen, goldgeränderten Lichtbildausweis, in dem vermerkt ist, dass er Alkohol beziehen darf, wieviel er pro Monat kaufen darf (das richtet sich nach dem Einkommen) und wieviel er pro Monat schon ausgegeben hat. Fotografieren darf man nur außen, drinnen ist es verboten. Und den Alkohol  bekommt man dann in blickdichten, schwarzen Plastiksäcken mit. Somit weiß jeder, dass Du im Liquor Store warst, obwohl niemand sieht, was Du gekauft hast 😉

26. Februar
Ich melde mich zurück aus der WÜSTE. Mir klebt immer noch ein wenig Sand in den Ohren und mein Körper ist erhitzt und meine Fußsohlen singen fröhlich „Brennend heißer Wüstensand…“. Aber zurück zum Anfang… und das war der 24. Februar.

Nachdem wir am Mittwochabend schon nach Abu Dhabi fahren wollen, weil Klaus am Donnerstag dort eine Besprechung hat, machen wir keine großen Pläne für heute. Packen unsere Köfferlein. Ich stelle fest, dass ich für ein arabisches Land die falsche Kleidung mithabe, es sollte mehr schulterbedeckt und weniger warm sein. Marianne fährt mit uns in ein kleines Wüstenstädtchen mit dem Namen Ghayathi, in dem es einige Geschäfte aus der Zeit gibt, da die malls noch Zukunft waren. Wir entdecken auch einen Supermarkt, der ein wenig besser sortiert ist als der in Ruwais und kaufen dort unseren Reiseproviant ein. Gegen Abend starten wir dann in Richtung Abu Dhabi, im Rücken den herrlichen Sonnenuntergang über der Wüste.

Von Ruwais nah Abu Dhabi sind es so ungefähr eineinhalb Stunden, die Tatsache berücksichtigt, dass anstatt der 120, die hier eigentlich gelten, jeder 160 fährt, weil die Radarkästen dementsprechend eingestellt sind. Dann irgendwann… taucht das schillernde Abu Dhabi vor uns auf. Wir fahren über die Brücke nach Abu Dhabi, die die erste vom Festland auf die Insel war und Klaus zeigt uns einen Wachturm, der vor dem Bau der Brücke das einzige befestigte Gebäude hier in dieser Gegend war. In Abu Dhabi Stadt gab es ein Fort, das war bis zu den 50er Jahren das einzige gemauerte Gebäude der Stadt. Rundherum standen nur Häuser aus Palmblättern, so, wie man es in der Oase von Liwa damals machte, aus der ja die Herrscherfamilien stammen.

However. 60 Jahre später befinden sich hier die wahnsinnigsten Hochhäuser der Welt und das Irre daran ist, dass neben der Tatsache, dass sich hier die Hauptumschlagplätze für alle Geldgeschäfte, die mit dem Öl zu tun haben, befinden, sich ein sehr gutes Sozialsystem etablieren konnte bzw. etabliert wurde. In den Emiraten sind wohlgemerkt nur 17 Prozent der Bevölkerung locals, eine Tatsache, die manche Partei in Österreich auf dei Barrikaden treiben würde, und diese locals durften alle Teil haben am Wohlstand durch das Öl. Dazu gehört zum Beispiel, dass jeder, der in den Emiraten Geschäfte tätigen will, einen local dazu braucht. Dieser Partner kassiert und hat somit Teil an den Geschäften. Da die Emirate viel Geld durch Öl verdient haben, kann man es sich leisten, keine Steuern einzuheben (ich sage nur: 8 Euro für eine ganze Stange Gauloises, Freunde) und die BürgerInnen kräftig zu unterstützen. Wer heiraten will und nicht genug Geld für die Feier hat, wird von einem wedding fonds unterstützt. Wer geheiratet hat, eine Familie gründen will und nicht genug Geld hat, bekommt vom Staat ein Haus. Unverheiratete Frauen über 40 werden vom Staat unterstützt (Ihr wisst ja nun, wo Ihr mich finden werdet…). Das Gesundheitssystem ist anscheinend sehr gut und gratis. Wohlgemerkt: all diese Dinge gelten nur für locals.

25. Febraur
Wir stehen früh auf und sind um neun Uhr beim ersten Abu Dhabi Bus, einer wohldurchdachten Stadtrundfahrt zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten. Als wir aufbrechen, erzählt Klaus, dass die Fahnen heute auf Halbmast hängen, weil wohl ein Scheich gestorben ist, es ist nun also fraglich, ob unsere Tour stattfindet und ob die große Moschee für Besucher zugänglich ist. Da man sich in den Emiraten aber mehr und mehr um den Tourismus bemüht, verläuft unser Tag wie geplant – vor ein paar Jahren wäre da noch anders gewesen. Es war übrigens Scheich Mubarak Bin Mohammed Bin Khalifa Al Nahyan, der gestorben ist und es wurde drei Tage Staatstrauer verhängt. Auf allen Radiosendern wird aus Respekt Trauermusik gespielt. Im Fernsehen scheint es ähnlich zu sein, aber ich kann dies nicht genau bestätigen, weil ich gerade so lange mit dem Sat-Reciever herumgespielt habe, dass gar nichts mehr geht.

However. Als erstes besuchen wir das Emirates Palace, das teuereste Hotel Abu Dhabis. Der elektronische Reiseführer erzählt uns über die Ohrstöpsel, von denen mich der linke schon zweimal elektrisiert hat, wieviel Marmor und Gold in diesem Bauwerk stecken und nun weiß ich glücklicherweise auch, dass bereits Christina Aguilera und Cold Play hier genächtigt haben.

Der Bus fährt weiter, zum alten Scheich-Palast, der schräg gegenüber einer Mega-Baustelle liegt, wo der neue Palast entsehen soll. Am Bauzaun ist abgebildet, wie wunderbar er einmal werden wird und weil wir in den Emiraten sind, ist davon auszugehen, dass die Fertigstellung nicht lange auf sich warten lassen wird. Gebaut wird hier nämlich viel und schnell. Die Städte wachsen wie in Zeitraffer. Marianne und Klaus haben erzählt, dass es ihnen oft passiert, dass sie mit zwei, drei Wochen Abstand wieder nach Dubai oder Abu Dhabi komen und dann steht da plötzlich ein neues Haus, eine neue Straße oder das Fundament eines Wolkenkratzers, wo vor vierzehn Tagen noch nichts war. Vor 60 Jahren war hier, an dieser Stelle, wo Abu Dhabi jetzt steht und New York klein und altmodisch aussehen lässt, genau gar nichts. Es gab damals eben nur ein einziges gemauertes Gebäude, sonst nur Hütten aus Palmblättern. Dem Öl und Scheich Zayed, der heute noch verehrt und auf großen Plakaten abgebildet wird, ist es zu verdanken, dass es nun so aussieht, wie es aussieht.

Der Bus bringt uns also durch die wachsende Stadt mit ihren vielen Baustellen bis zur großen Moschee, ebenfalls ein Neubau, der zigtausende Gläubige aufnehmen kann. Allein die Toilettanlagen – liebe Lisa-Marie, Du wirst staunen!!! – die auch Räumlichkeiten zur Fußwaschung bieten, sind so elegant, als wäre man im Fünf-Stern-Hotel. Bevor man den Innenhof und die Räume der Moschee bestreten darf, gilt es, die Kleiderordnung up to date zu bringen. Frauen müssen ausnahmslos einen schwarzen Umhang anziehen, der alle Kleidung sowie Beine und Arme bedeckt und ein Kopftuch tragen, das die Haare komplet bedeckt. Männer, die keine lange Hose anhaben, müssen einen weißen Dish-Dasher (wie immer man das richtig schreibt) anziehen. Die Moschee ist atemberaubend und ich lasse Bilder sprechen…

Nachdem die Kleidung wieder abgegeben ist, gehen wir zurück zur Bushaltestelle, wo der Abu Dhabi Bus alle dreißig Minuten hält. Er bringt uns zurück Richtung Stadtzentrum, vorbei an Mangrovenwäldern, die der Insel vorgelagert sind und wo großartige Pläne eines Natur- und Entspannungsprojektes auf ihre Verwirklichung warten. Unser nächste Halt ist die Abu Dhabi Mall, die wir gestern Abend schon besucht haben. Dort treffen wir Klaus, dessen Besprechung nur sehr kurz war und planen mit ihm, was wir noch alles sehen wollen. Oma leidet bereits unter der unter Travellern sehr bekannten Krankheit namens Unterzucker und verweigert trotzig zuerst Kaffee und dann alles andere. Ich möchte aber unbedingt noch auf den Teppichmarkt. Wir führen ein ineressantes Gespräch mit einem sehr netten Teppichverkäufer, er uns erklärt, woher all seine Teppiche sind, die maschinengeküpften zum Beispiel kommen aus Belgien, ist das nicht verrückt? In einem kleinen Haushaltwarenladen erstehe ich vier Mokkatassen und als Stefan seinen Platz vor dem Laden verlässt, glaubt der Tassenhändler, dass er mich abknuddeln muss. Ich stelle fest, dass er wohl nicht alle Tassen im Schrank hat und beschließe, mir nächstes Mal ein Kopftuch auszusetzen.

Außderdem kaufe ich mir im Heritage Center, einer Art Freilichtmuseum mit den drei letzten Palmblätterhäuschen der Stadt, einen schicken, schwarzen, bodenlangen Umhang. Für alle Fälle. Zum Abschluss des Tages trinken wir noch am Turm im Hafen mit herrlichem Blick auf die ganze Stadt Kaffee und gehen dann zum Araber um die Ecke, köstliche Vorspeisen und Salate. Mein Kopf ist voll mit Informationen und Bildern und als wir noch im Wohnzimmer sitzen und plaudern, schlafe ich ein wenig ein und träume sofort von der Moschee.

26. Februar
Heute geht es in die Wüste!!!
In die Oase Liwa führen drei Straßen aus dem Norden: eine von Abu Dhabi, eine von Tarif und eine von Ruwais. Über eine angebliche Route von Al Ain nach Hameem in der Oase Liwa kann keine Karte Genaues berichten.

An der Straße von Abu Dhabi nach Liwa hat der Regenbogen-Scheich, an den sich vielleicht jemand erinnern kann, weil er einen Mercedes für jeden Wochentag hatte (in den 70ern schon mit Satellitentelefon ausgestattet, habe ich gehört) ein Automuseum erbauen lassen. Allein, was vor dem Haus steht, ist des Staunens wert, ein Wohnwagen, so groß wie ein Haus, eine transportable Weltkugel und ein Offroad-Mercedes mit Reifen, deren Durchmesser größer ist als ich hoch bin. Das Museum selbst hat leider geschlossen, weil es zu windig ist und man vermeiden möchte, dass der Sand auf die aufpolierte Sammlung kommt.

Also auf nach Liwa! Die Wüste ist so bezaubernd, so atemberaubend, dass kein Wort sie beschreiben kann. Fotos folgen in Bälde, dann wisst Ihr, was ich meine. Und mitten in der Wüste, ein Stückchen noch vor der Oase, steht ein Hotel, gebaut im Stil einer maurischen Siedlung, das einem die Sprache verschlägt. Lieber Gott, falls es Flitterwochen wirklich gibt, möchte ich sie hier verbringen. Wir kehren zum lunch ein. Die Bedienung im Wüstendress, die Männer mit Turban, die Frauen in schicken beigefarbenen Gewändern. Ein bisschen so, als hätte man Tausend und eine Nacht in echt. Gaby – Dein Hotel. Take a look at Qasr al Sarab.

Nach dem lunch fährt Klaus mit uns richtig weit in die Wüste hinein (4-wheel ist ein must!) – er lässt sich zum Glück nicht von Oma beirren, die alle zehn Metger erklärt, dass wir hier NIE MEHR rauskommen werden und Stefan, der bemerkt, dass er einen Puls von 150 hat. Wir sind wieder raus gekommen, übrigens 😉

Thanx Klaus, bester Tag dieses Jahres!!!

27. Februar
Stefan und ich fahren nun alleine weiter. Vorher bekommen wir aber noch eines von Mariannes legendären Früstücken – wie soll ich eigentlich ohne die weiter leben?????

Geplant wäre gewesen (DIE Redewendung zum Reisen mit Stefan), gleich wieder nach Liwa zurück zu fahren, weil ich von der Wüste noch nicht genug habe und dann vielleicht nach Al Ain weiter. Mehr war bisher nicht ausgesprochen. Doch Stefan hat heute Morgen von Klaus einen wunderbaren Reiseführer mit genauen Karten und herrlichen Fotos geborgt bekommen. Und so merke ich bereits im Avis-Büro, in dem ein kleiner Mann auf einem zerschlissenen Bürosessel ganz verzweifelt ist, weil ich im Scherz gemeint habe, ich möge kein rotes Auto und er aber kein anderes da hat, wie in Stefans Kopf die Ideen geboren werden. Bevor sie aber an die Oberfläche dringen, sind wir noch mit mehreren Kleinigkeiten befasst: erstens pfeift die Klimaanlage und zweites erzeugt das Auto, wenn man schneller als 120 fährt, einen Dauer-Piepston. Der Rosenduft, den der Autovermieter noch versprüht hat, um es uns gemütlich zu gestalten, verzieht sich zum Glück bald. Wir aber sind tonmäßig völlig überlastet und fahren also noch einmal zu Marianne, um uns von ihr ein paar CDs zu borgen. Dann werden die Sicherungen überprüft. Bei einer Sicherung erstirbt das Piepsen, dass die offene Fahrertür anzeigt und wir hoffen, dass sie auch den Dauerton abdeckt. Dafür gehen aber nun auch die Innenbeleuchtung, das Radio und die Uhr nicht mehr. Und zurück auf der Autobahn stelle ich fest, dass das 120-er Piepsen nicht an dieser Sicherung hing. Also auf den nächsten Parkplatz und Plan B: Dire Straits, Oropax und dann (lieber Klaus, die WADIS haben ihn ganz verrückt gemacht!) Richtung Fujeirah. Mit der Option, dass ich auf jeden Fall noch in die Wüste komme.

Während wir mit 160 Richtung Abu Dhabi sausen und ich merke, dass dieser kleine Mitsubishi sicher noch nie so schnell gefahren wurde, ist alles, was ich durch die Ohrstöpsel höre, Mark Knopflers Gitarre. Wie im Traum. Nach der Grenze zu Dubai können wir unsere Ohren wieder frei machen, denn hier wird strenger gemessen und mehr als 120 könnte teuer werden. Rund um Dubai verfahren wir uns einmal kräftig rund um einen überdimensionalen Auchan-Markt, in dem wir die Grundversorgung für Traveller ohne festes Ziel eingekauft haben – Obst, Salat, Brot und Käse – und ich muss ein wenig fluchen, weil auch die Sicht sehr schlecht ist. Auf den Autobahnüberhängern, auf denen bei uns vor Glatteis gewarnt wird, wird hier vor einem Sandsturm gewarnt.

Nach Dubai geht es dann Richtung Osten, ins Landesinnere und nach einigen Kilometern Wüste mit kleinen grünen Grasbüscheln beginnt es tatsächlich zu regnen. Und in der Ferne sieht man die Berge. Aha. Der Junge hatte Heimweh, darum also so dringend Fujairah… Die Berge sind sehr zerklüftet und rotbraun, heute hängen die Wolken so tief, dass man die Gipfel kaum sieht. Auch das Meer in der Ferne nicht. Als wir Fujairah erreichen, sind wir beide so müde und verschwitzt, dass nur noch eines wichtig ist: Zimmer mit Badewanne. Haben wir jetzt auch… mit coolem Blick auf ein sehr schickes, blau beleuchtetes Gebäude, das ich dauernd anschauen muss.

Gute Nacht, Freunde. 491 Kilometer mit dieser Karre sind genug 😉

28. Februar
Wir haben hier in Fujairah nicht das günstigste Hotel gefunden, aber es ist wunderschön. Flauscheteppiche und ein Frühstück, das alle Stücke spielt. Natürlich checken wir wieder mal am letzten Abdruck aus und es ist schon richtig spät. Wir fahren an der Küste entlang und halten an einem einsamen Sandstrand. Stefan ist mittlerweile im „Schwarm“ dort angekommen, wo die weißen Krebse kommen und ich trete natürlich beim Ausziehen meiner Schuhe fast auf eine kleine, weiße Krabbe, was mich zu einem Sprint quer über den ganzen Strand bewegt. Die wenigen Badegäste, die es hierher verschlagen hat, staunen nicht schlecht über mein Tempo und das dazugehörende Geschrei.

@ Karin: Ja, es ist schrecklich, dieses Buch zu lesen, während man Zeit am Meer verbringt! Und btw – ich bekomme zwar keinen eigenen Lichtbildausweis, durfte aber auf Onkel Klausens Karte einkaufen 😉
@ Alexandra: RATE MAL, wer zur teatime Bier bestellt hat!!!

However, nach diesem erschreckenden Besuch am Meer fahren wir wieder ins Landesinnere, um unser erstes Wadi zu besuchen. Wiki sagt dazu: „Der aus dem Arabischen stammende Ausdruck Wadi (arabisch ‏وادي‎ Wadi; Artikel im Deutschen: das) bezeichnet einen zeitweilig austrocknenden Flusslauf in einem Trockental in den Wüstengebieten Nordafrikas, Vorderasiens und teilweise Spaniens. Wadis führen nur nach starken Regenfällen vorübergehend Wasser. Wegen des meist schlagartigen Wasseranstiegs ist es lebensgefährlich, sich dort aufzuhalten.“ Vor dieser Lebensgefährlichkeit wird an manchen Stellen mit Schildern gewarnt. Für Offroadler ist es möglich, die Flussbette entlang zu fahren, wir halten uns außerhalb auf. Wahnsinnige Landschaft und so einsam und still, dass einem der Atem wegbleibt.

Wir können natürlich nicht genug bekommen und möchten noch ein zweites Wadi auf dem Weg nach Al Ain besuchen. Nur ist es hier nicht so, dass die gut ausgeschildert wären. Also, nicht gut, sondern gar nicht. Und in dem Offroad-Book von Klaus stehen zwar sehr genaue Angaben (nach der Tankstelle bei Kilometer sowieso zweihundert Meter, dann rechts über die Brücke und bei dem dritten Stein nach links), aber irgendwie schafft man es trotzdem völlig easy, sich zu verfahren. Nach eineinhalb Stunden Suche und einem Ausflug in die Pampa, bei dem ich Felsbrocken aus dem Weg räumen muss, damit wir überhaupt wieder zurück auf die Straße kommen, verlosen wir den Preis für den schlechtesten Navigator in der Geschichte der bemannten Automobilfahrt und kommen zu keiner Conclusio. Das Wadi haben wir aber immer noch nicht gefunden.

Mittlerweile ist es später Nachmittag geworden und ich studiere gleichzeitig die Karte und den Reiseführer bezüglich Unterkünften in Al Ain. Im Reiseführer steht, dass eines der günstigeren Hotels von Al Ain am Jebel Hafeet, einem 1300 Meter hohen Berg, stehen soll. Der Reiseführer sagt, dass die Nacht dort 300 Dirham kostet, das wären also dann 60 Euro, also 30 pro Person, das finde ich günstig. Der Reiseführer ist grad mal zwei Jahre alt und als wir am Fuß des Hafeet angekommen sind, stellen wir fest, dass der Sprit fast alle ist. Stefan kriecht also mit nicht mehr als 2000 Touren den Berg hinauf (umgerechnet etwa 25 km/h) und ich stelle mir vor, wie unglaublich peinlich das ist, wenn Dir in einem erdölfördernden Land der Sprit ausgeht.

 

Nun Gut.
Die Preise des Reiseführers sind nach zwei Jahren schon völlig passè – das Zimmer kostet 750 Dirham und wir beschließen, dass das den Blick vom Berg auf die Stadt wohl nicht wert ist, vor allem, weil es ein Mercure-Hotelkasten ist, nix schnuckelig. Achja, die Währung hier. Verwirrt mich noch immer. Es ist ja ein wenig wie in Thailand, also immer viel. Aber in Thailand sind 500 Bhat etwas mehr als zehn Euro, in den Emiraten sind 500 Dirham fast genau 100 Euro. Das hat mich am Anfang so richtig schräg verwirrt. Also. Wir sagen, 750 Dirham ist ein wenig zuviel und rollen erst mal mit den letzten paar Tropfen an die nächste Tankstelle. Dann mit Hilfe eines winzigkleinen, aber sehr genauen Stadtplans in meinem Dumont-Reiseführer weiter in die Hauptstraße. Achja, hätte ich fast vergessen, tanken ist dafür hier wirklich billig. 15 Euro für einmal Volltanken, aber wir sind hier nicht mit dem Mofa unterwegs!!! Letztens hat der Tankwart übersehen, dass bei uns schon voll ist und das Benzin ist fröhlich aus dem Tank geplätschert, ohne dass irgend jemand nervös geworden wäre. Sehr fremd für mich, in jeder Hinsicht.

Wir fahren also durch das nächtliche Al Ain und ich sage nur: Hotelzimmer nachfragen im T-Shirt – blöde Idee. Weibliche, vermeintlich allein reisende Touristen (weil Stefan ja im Auto sitzt und immer noch liest) ist man hier bei Gott nicht gewohnt. Beim zweiten Hotel (hier fragt Stefan, nachdem ich ihm das Buch entrissen und unter Androhung absoluten Alkoholentzugs unter der Rückbank versteckt habe) bekommen wir ein Zimmer. 600 Dirham. Ich denke mir zuerst, so von außen betrachtet, oh mein Gott. Aber als wir das „Zimmer“ dann betreten, staune ich nicht schlecht. Ein Wohnzimmer in der Größe meiner Wohnung, zwei Schlafzimmer, jeweils in der Größe meiner halben Wohnung, zwei Badezimmer, Vorraum, großzügige Küche. Also: suche zwei Mitreisende für den nächsten Trip nach Al Ain 😉

Nachdem es hier keinen Internetzugang gibt, widme ich mich endlich auch mal meiner Literatur, sehr spannend (thanx Alex) und so vergeht der Abend im Riesenappartment mit entsetzlichen Geschichten vom Weltuntergang und dem kriminellen Schweden.

1. März

Heute möchten wir zurück in die Wüste. Und wie gesagt. Es gibt drei Wege nach Liwa. Oder vier. Und von der Straße von Al Ain nach Liwa geht auch noch eine Abzweigung weg, die zu der Verbindung Abu Dhabi-Liwa führt. Sagt mein Reiseführer.

Wir fahren am wunderbaren Jebel Hafeet entlang Richtung Süden, wo wir bald einmal an die Grenze zum Oman stoßen. Die Straße führt entlnag der Grenze weiter Richtung Süden, satte 200 Kilometer lang. Die Grenze ist immer links von mir, ein einsamer Stacheldrahtzaun, der über die Dünen führt, und ich stelle mir die Frage, wie lächerlich es eigentlich ist, mit welcher Kraft und Energie wir Menschen Grenzen machen. Und diese dann auch noch bewachen. Mitten im Nirvana, zwischen Sanddünen und Grasbüscheln, steht dann wieder eine kleine Grenzkontrolle oder ein Wachturm. Was ich auch nicht wirklich verstehe, ist die Tatsache, dass die Straße nach Um al ? (bitte um Mithilfe, denn in meinem Reiseführer steht der Ort gar nicht drin!) VIERSPURIG ausgebaut ist und zwar richtig toll und dass uns die ganze Fahrt über vielleicht drei Autos begegnen. Ich verstehe das nicht. Vor Al Qu’aa macht die Straße dann einen ziemlichen Knick, die alte Straße ist abgesperrt und ich erkenne, dass die alte Straße hier die Grenze zum Oman überschritten hat. Das hat wohl nicht gefallen, darum wurde einfach eine neue Straße gebaut, die durchgehend auf dem Territorium der Emirate verläuft. Weit nach Al Qu’aa stehen wir dann plötzlich wirklich vor einem Grenzbalken – damit hatte ich nicht gerechnet. Der Soldat, der Wache schiebt, spricht kein Englisch und holt seinen Vorgesetzten, der grade Mittagschlaf hält. Der spricht nicht gut Englisch, aber er versteht, wo wir hinwollen und erklärt, dass es von hier nach Hameem in der Oase Liwa nicht mehr weit ist, 30 Kilometer ungefähr. Wir könnten auch ohne weiteres durch den Oman fahren, „eight kilometres, then turn left and then the asphalt ends for three or four kilometres. Then good road, 30 kilometres to Hameem!“. Zum Glück fragt Stefan nach, ob denn ein four-wheel-drive notwendig sei und der Mann meint, selbstverständlich, so was wie das und deutet auf die großen Militär-Jeeps. Nun gut. Das ist ja dann wohl nichts für uns. Wir kehren um und fahren zurück nach Al Qu’aa, von wo aus, so bestätigt uns der nette Herr im Dish-Dasher, eine Straße zur Verbindung Abu-Dhabi – Liwa führt.

Etwa 120 Kilometer weiter nördlich geht es dann nach Westen weg. Die Straße wird schmal und es wird darauf hingewiesen, dass Lkw diese Strecke nicht befahren dürfen. Langsam geht die Sonne unter und die Wüste verändert ihre Farben. Alles orange. Wunderschön.

Als es schon fast finster ist, kommen wir an eine Stelle, an der die Straße abgesperrt ist und eine neu asphaltierte Straße beginnt, allerdings in einem 90 Grad Winkel zum alten Straßenverlauf. Und dass DAS falsch ist, merke sogar ich mit meinem mangelnden Orientierungssinn. Wir hoffen noch gute 80 Kilometer darauf, dass die vermaledeite Straße sich wieder Richtung Westen dreht, aber wir fahren beharrlich nach Norden. Und im Norden, da ist nicht die Straße nach Liwa, nein, da ist die Verbindungsstraße zwischen Al Ain und Abu Dhabi, die wir schon lange aus der Ferne leuchten sehen, dann aber fast nicht erreichen, weil wir auf irgendwelchen verworrenen Lkw-Tracks mit dicken Brummis um die Wetter navigieren. Einziger Ausweg ist schließlich das Durchqueren eines staubigen Camps, in dem die Arbeiter gerade mit Bussen von der Arbeit nach Hause gebracht werden. Diese Camps sind nicht so schön, wie das, in dem Marianne und Klaus wohnen. Die einfachen Arbeiter sind hier oft wirklich dürftig untergebracht und das sieht man dem Camp auch an.

Quer über das Camp kommen durch den Staub die Busse, die eine Behelfsauffahrt auf die Autobahn benutzen und wir lassen uns von ihnen den Weg weisen. Und befinden uns somit auf der Autobahn von Abu Dhabi nach Al Ain. Und da wollten wir eigentlich nicht hin. Wir diskutieren kurz herum, ob wir es heute noch nach Liwa schaffen würden, aber die Lebensgeister sind eigentlich am Ende. Und außerdem – wenn wir schon mal hier sind, könnten wir ja nochmal das Automobilmuseum versuchen? Also kaufen wir in einem Vorort von Abu Dhabi noch Abendessen ein und machen uns dann auf den Weg in die Wüste zurück. Der Vorort ist so ländlich, dass ich definitiv nicht ohne Kopftuch aussteige und Stefan sich die langen Geschäftszeilen hindurch lustig darüber macht, dass Salzburgs Kampffeministin Nummer 1 nun hier verschleiert geht. Ich bin schon so müde und hungrig, dass es mir egal ist…

Einige Kilometer nach dem Automobilmuseum führt ein kleiner Weg hinaus in die Wüste, den wir entlang fahren, bis der Asphalt zu Ende ist. Dort packen wir Tücher und Mariannes Campingstuhl (THANX!!!) aus und machen es uns bei Knabbersachen, einer Flasche Rotwein (THANX KLAUS!) und immer noch satten 20 Grad gemütlich. Über uns hängt der Vollmond und strahlt das Land an und in der Ferne hören wir leises Donnergrollen. Es wäre nicht ich, wenn nicht in dieser Nacht eines der heftigsten Gewitter des vergangenen Jahres über der Wüste niedergeht und ich, kurz nachdem ich ins Reich der Träume gerudert bin, von heftigstem Wetteleuchten wieder an die Oberfläche gezerrt werde. Während Stefan die wahnsinnigen Blitze fotografiert, packe ich in Windeseile alles ins Auto, in dem wir dann den Rest der Nacht verbringen. Geschüttelt vom Sturm – machmal wache ich auf und habe ernsthafte Bedenken, dass wir mitsamt dem roten Mitsubishi weggeblasen werden – und in einem dichten Regenvorhang.

2. März
Nachdem es hier nirgendwo Abwasser gibt, steht das Regenwasser sehr schnell auf den Straßen. In der Nacht passieren unzählige Unfälle mit insgesamt fünf Toten und das Leben an der Küste steht Kopf, wie wir aus den Nachrichten hören. Im Umkreis Dubai – Abu Dhabi gibt es einen englischsprachigen Radiosender. Der funktioniert aber in Ruwais nicht mehr. Und auch nicht in Liwa, wo wir hinfahren, nachdem wir festgestellt haben, dass das Automobilmuseum wieder geschlossen hat. Es ist extrem windig und über der Wüste hängen dicke, graue Regenwolken. Die Sanddünen zeigen sich in irren Farbschattierungen, weil der nasse Sand mit dem leicht übertrockneten Farbkasten spielt und die kleinen, dürren Büsche am Rand zeigen zarte, hellgrüne Blättchen.

Im Liwa-Hotel kehren wir zum Mittagessen ein und der sehr gesprächige Angestellte aus Sri Lanka erzählt uns, was wir uns noch alles auf der Welt anschauen müssen. Ich habe wieder einmal das beklemmende Gefühl, dass ich das alles nicht mehr schaffe in diesem Leben. Immerhin. In der Wüste bin ich nun endlich. Ein Lebenstraum.

Von Liwa führt eine kleine Straße 25 Kilometer in die Wüste hinein, bis zur Moreeb Dune, einer der größten Dünen der Welt. Die Fahrt dorthin ist abenteurlich und unglaublich schön, da die Straße von den Gewittern und Stürmen der vergangenen Nacht völlig verweht ist. Auf der Moreeb Dune finden mehrmals im Jahr Autorennen statt, daneben gibt es auch einen Kamelrennkurs mit aller Infrastruktur für diese events. Und eine Kurve weiter ist man wieder völlig in der Wildnis.

Die zauberhafte Wüste.

Wir kommen erst am Ende des Tages zurück nach Ruwais, wo wir zum Abschluss zum Abendbuffet ins Hotel gehen. Es ist so herrlich, dass ich mich hoffnungslos überfresse! Von Suppe, Salat und Sushi bis zu zehn Hauptspeisen zur Auswahl und 20 verschiedenen Nachspeisen gibt es hier alles, was das Herz erträumt. Wenn man so ein Genussmensch ist wie ich 😉 Zurück zu Hause muss ich alle Disziplin aufbringen, um meine Sachen zu packen, denn wir wollen morgen früh nach Abu Dhabi fahren.

11. März
Nun sind wir schon längst wieder zu Hause und der Alltag hat sich mit seinen bösen Krallen in meinem Unterschenkel verbissen. Der nächste Urlaub ist viel zu weit weg und das Abenteurerherz schlägt schwer vor Fernweh. Wir haben noch zwei schöne Tage in Abu Dhabi verbracht und sind in der Nacht auf 6. März um 2.40 nach Wien zurück geflogen. Zum Glück gibt es am Flughafen in Dubai einen Irish Pub, der uns die Wartezeit verkürzt hat. Und Dank Oma bin ich jetzt auch in den Genuss gekommen, mit so einem Elektrowagerl chauffiert zu werden. War echt bequem!!!

Ja, liebe Freunde. Ende März dann fünf Tage frei. Mal sehen, ob die Straßen schon frei genug sind, um Carissima und mich aufzunehmen 😉

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