2017

Schreibblockade

In der Nacht auf 17. Jänner 2017 wurde der innere Poet hinterhältig angeschossen. Seitdem Schreibblockade. Der Poet liegt schwerverletzt im Poetenseelenkrankenhaus.

Der Blues sitzt auf der Couch und lacht sich eins. Das war ja klar.

Carissima schläft noch und es vergeht kein Tag, an dem ich nicht voller Sehnsucht an sie denke. Die große weite Welt schreit nach uns – so laut, dass ich nachts aufwache und nicht mehr schlafen kann. Hm. Wie es scheint, wird der Poet überleben. Oh, Gott sei Dank.

 

22.  Jänner 2017

Der Poet wurde heute aus der Intensivstation entlassen. Blass liegt er nun in einem riesigen Krankenhausbett, dass ihm um drei Nummern zu groß zu sein scheint. Als ich seine Blumen auspacke – eigentlich steht er auf Sonnenblumen, aber jetzt im Winter ist das schwierig, also habe ich Tulpen mitgebracht, knallrote – und in eine Vase stelle, beginnt er ein wenig zu weinen. Der Blues verdreht die Augen. Ich habe ihn genötigt mitzukommen, ich finde, das gehört sich einfach. Als er meinen strafenden Blick mitkriegt, verlässt er seinen Platz an der Fensterbank, wo er sich gemütlich an die warme Heizung gelehnt hat, und verlässt den Raum. Ich sehe, dass er, bevor noch die Tür zugefallen ist, seine Zigaretten aus der Jacke holt. Vermutlich hat er mich nur provoziert, damit er rasch wieder weg darf. Krankenhäuser liegen ihm zwar, aber das Rauchverbot setzt ihm zu.

Wie geht es Dir, frage ich den Poeten. Er seufzt und zeigt schwach auf seinen enormen Verband, der sich so um seinen Oberkörper schlingt, als wäre er ein Zirkusakrobat, der sich für die Trapeznummer in eine lange Schleife gewickelt hat, die er nun im Zuge seiner Aufführung kunstvoll abwickeln wird. Sonst erinnert aber nichts an einen Akrobaten, er ist dünn geworden und atmet schwer. Du machst das schon, sage ich. Ja, sagt er. Aber Du musst ein bisschen aufpassen, wen Du mit Waffen in Deine Wohnung lässt. Ja, sage ich. Das mache ich, versprochen, ich werde meine Besucher von nun an auf Waffen kontrollieren. Aber nicht nur Schusswaffen, sagt der Poet. Auch Messer und so. Geht klar, sage ich.

So ist das nun also. Ein Blues auf der Couch, der kommt und geht, wann er will, ein Auto, das schläft und ein Poet, der nicht mehr schreiben kann. Meine kleine Truppe ist grad etwas angeschlagen, finde ich.

 

7. Februar 2017

Hej, flüstere ich. Es ist dunkel in der großen Garage. Ich schlage mir den Unterschenkel an irgendeinem Eisenteil und stöhne leise. Mhhh… sagt Carissima. Bist Du wach, frage ich. Bisschen, sagt sie und hebt ein Lid. Was gibt’s. Naja, sage ich, und setze mich auf einen Strohballen, ich habe gestern einem Mann, den ich liebe eine Cd geschenkt. Dasissaberschön sagt Carissima, sehr leise, wo doch bald Valentine ist. Er sieht das wohl nicht so, sage ich, er beschimpft mich seitdem über mail und je mehr ich versuche, ihn zu beruhigen, desto beleidigender wird er. Ach die Nummer, sagt sie. Kick‘ ihn in die Tonne, das ist die Sorte, die so kaputt ist wie ein Motor mit kaputter Zylinderkopfdichtung. Echt jetzt, frage ich. Jaja, sagt sie, besser noch, wenn der Zahnriemen reißt, dann hast Du so ein Desaster wie Du jetzt grad. Oh mein Gott, sage ich , so schlimm. Baby, wie fühlt es sich denn an, sagt sie. Ja, gebe ich zu, ein wenig verlegen, ja, es fühlt sich genauso schlimm an. Dann lass es gut sein, sagt sie, lass ihn. Das wird nimmer gut. Nimm Dir ein Leihauto, ok? Ok. Ich höre ein tiefes, leises Atmen. Sie schläft wieder. Ich gehe. Es ist knapp nach Mitternacht und ich fahre, klar aber ein wenig verzweifelt, durch die Nacht. Nur noch zwei Monate. Nur noch zwei Monate.

 

Prolog. Wir machen eine Testfahrt an die Wasserkuppe.

München. Ingolstadt. Ich fahre ab, um ein wenig spazieren zu gehen. Mit einem kleinen Hund, sprich einem Baby Hund, ist man gezwungen, ein wenig mehr auf sich zu achten. Gedanken sind viele in mir, nicht zu knapp die Zweifel an allem, was ich im Moment plane. Das Hündchen verweigert Futter und Wasser, sie spürt, dass etwas ganz anders ist als sonst. Als ich wieder ins Auto steige und starte, rieche ich es. Verbrannt. Gummi. Adrenalinstoß. Das mit dem cooler werden hat über den Winter nicht so recht geklappt, sagt Carissima. Nein! Ich schreie es. Hysterisch. Carissima seufzt. Erinnerst Du Dich an Assisi, als wir auf den Berg rauf gefahren sind, fragt sie. Da war das auch so. Du hast Gummi gerochen, Kabelbrand und Katastrophe und dabei warst Du es selbst. Wie auch immer man so riechen kann. Die Situation ist mit einem Mal wieder klar vor mir und, ich kann es kaum glauben, im selben Moment verschwindet der Gummigeruch. Oh mein Gott! Steuere ich auf eine Heilung zu? Madam Katastrovski wird vernünftig? Naja. Mal sehen, wie ich in 1.000 Kilometern ticke. Denn soviel haben wir uns für diese dritte Ausfahrt des Jahres vorgenommen. Die erste, ein Kurzbesuch in Tirol, war erholsam bei Schneetreiben, die zweite, ein Kurzbesuch beim fast besten aller Männer, endete ein wenig frustrierend, lange Gespräche, die alte Gefühle hochgespült und hochgeschaukelt haben und nichts hinterließen als Verwirrung und Trauer.

Das soll nun anders werden und darum habe ich ein Flugtraining inmitten Deutschlands gebucht und bin auf dem Weg dorthin. Carissima schnurrt, ich bin hochzufrieden und kurzzeitig befreit von hysterischen Geruchswahrnehmungen und draußen zieht Nürnberg vorbei, dann Würzburg. Nach Würzburg Stau, doch nachdem die Außentemperatur knapp 12 Grad beträgt, ist es Carissima egal, bei laufendem Motor in einer Kollone zu stehen. Dem Hündchen Wanda nicht, das ist klar. Fahren bedeutet immer schlafen. Stehenbleiben bedeutet aussteigen dürfen. Und wenn sie hört, dass ich meinen Gurt löse, will sie rauf, denn das wiederum bedeutet, dass wir angekommen sind, egal wo, und sie nun aus dem Auto gehoben wird. Klick macht das Gurtschloss, weil ich mit angezogenem Gurt nicht zu meiner CD Box gelange. Wanda springt auf und will raus. Draußen bewegen sich die anderen Fahrzeuge im Schritttempo weiter. Die Logistik zwischen CD erwischen, Hund beruhigen, wieder anschnallen und auch Schritttempo fahren ist aufwändig, aber machbar.

Hahaha gluckst Carissima, da bist Du dann plötzlich cool UND multitasking! So ein Hündchen ist ein wahres Wunderwerk. Ich will auch eines. Kommt nicht in Frage, sage ich, wir teilen uns dieses hier, ich bin ausgelastet.

Nach dem Stau bin ich wieder in Gedanken. Harten Winter gehabt meint Carissima. Du kannst Dir keine Vorstellung machen, sage ich. Wieso hast Du das letztes Mal nicht erzählt, meint sie. Naja. Ich weiß auch nicht, ich wollte uns die Stimmung nicht versauen, sage ich. Wie bei einem alten Ehepaar, grübelt sie. Also, Du weißt schon, der coole Amerikaner, der neben mir in der Garage steht, der gehört zu einem älteren Ehepaar. Also, die sind halt ewig verheiratet. Und der hat so Dinge erzählt. Da wird rumgeschwiegen, drei Wochen lang und plötzlich platzt einem von beiden der Kragen und dann meint der andere, das wollte ich eh schon die ganze Zeit ansprechen, aber ich wollte uns die Stimung nicht versauen. Genau dasselbe. Alte Ehepaare. Ob das wirklich so läuft? Ich bin immer nur in jungen Paarbeziehungen, habe also von alten Beziehungen keine Ahnung. Und auch keine Freunde, die mir davon berichten würden. Auch sonderbar, fällt mir gerade auf.

 

 

Nix wie weg

Es ist soweit. Carissima läuft. Und ist vollgepackt mit allem, was man so braucht für knapp sechs Wochen. Ein wenig kürzer als sonst. Aber im Herbst geht es ja weiter! Mit dabei ab jetzt: Wanda. Mal sehen, was der Blues dazu sagt! Unsere erste Probefahrt heuer hat uns an die Wasserkuppe geführt, vier Tage Norden mit zwei Tagen Flugtraining für mich. Chaotisch, aber es hat geklappt! Und jetzt geht es…. weiter!!!

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